Betrug aus dem “Kliemannsland”: Influencer unter Druck

Nach einer investigativen Recherche im Format “ZDF Magazin Royale” von Jan Böhmermann steht der Influencer Fynn Kliemann unter Druck. Böhmermann kritisierte dabei vor allem den intransparenten Umgang mit Spendengeldern und die Produktion von Atemschutzmasken.

In einer Stellungnahme verteidigte sich der deutsche Unternehmer und entschuldigte sich erstmals. Einige Fragen bleiben aber noch offen.

Fynn Kliemann ist Mediengestalter, Unternehmer, Musiker und Influencer. Er ist bereits vor einigen Jahren mit einem kreativen Projekt bekannt geworden: Auf seinem Bauernhof, dem sogenannten “Kliemannsland”, nördlich von Bremen, wird gebastelt und geschraubt.

In der nun veröffentlichten Kritik des Satirikers Jan Böhmermann ging es hauptsächlich um die Produktion von Schutzmasken. Der Produktionsort dieser Masken wurde nämlich mutmaßlich bewusst nicht offengelegt – statt in Europa wie angekündigt, wurde billiger in Asien, Bangladesch produziert.

In einem siebenminütigen Statement indem er sein Handeln kritisch reflektierte, wollte er den Schaden eindämmen. “Ich möchte mich in aller Form bei allen Personen, Organisationen, Institutionen entschuldigen, die nun auf den ersten Blick enttäuscht und geschockt sind”, heißt es am Anfang des Videos. Danach bat er um einen differenzierten Blick auf die Dinge – laut ihm sind nämlich nicht alle Anschuldigungen des Senders wahr. Zugleich betonte er im Interview mit dem “Spiegel”-Magazin, dass er kein Betrüger sei. “Die Produktion aus Bangladesch war nur für Großkunden gedacht. Ich wusste zwar darüber Bescheid, diese Masken wurden aber nie über meine Website verkauft oder von mir nach außen kommuniziert” so Kliemann im Interview.

Darüber hinaus heißt es in seiner Stellungnahme zu der mit ihm in Verbindung gebrachten Textilfirma: “Ich muss mir klar eingestehen, dass ich den Prozess nicht mehr überblicken konnte. Das darf niemals passieren und somit übernehme ich, auch wenn ich weder Produzent noch Verkäufer war, eine Verantwortung”. Durch seine unverantwortliche Art und Weise und seine Versäumnisse habe er nun viele enttäuscht.

Die Kartons sollten “neutral” sein

Aus der “ZDF Magazin Royale”- Recherche geht hervor, dass Fynn Kliemann Emails von seinem Geschäftspartner empfing, der bei einer Verpackungsfirma Kartons bestellte, die “keinen Bangladesch-Bezug” haben sollten, damit die Schutzmasken mit einer “neutralen” Verpackung bei den Verbrauchern ankommen.

Wer Jan Böhmermann auf seinen Social Media verfolgt, konnte bereits sehen, wie der Satiriker schon seit einigen Wochen eine Spur legte. Er sprach vermehrt über Kliemann und parodierte ihn und seine vermeintlichen Mitarbeiter auf einen Parkplatz.

Dass Böhmermann und die ZDF-Redaktion investigativ zum Thema Kliemann arbeitet, wurde dann letztendlich aber auf Fynn Kliemanns Instagram-Account sichtbar. In einem dreißigminütigen Video beantwortete er einen Fragenkatalog der Chefredakteurin des Senders. Die Fragen zielten hauptsächlich auf die Spendengelder ab, mit denen er nicht transparent genug umging. Laut ZDF-Recherche wechselte Kliemann mehrmals die Organisation, mit denen er zusammenarbeiten wollte. So war es unklar, an wen die Spenden gehen sollten – zu diesem Zeitpunkt waren aber schon mehr als 10.000 Euro Spendengelder gesammelt worden. Vor diesem Hintergrund sprach der Influencer im “Spiegel” darüber, dass er nicht mehr so “planlos” arbeiten wolle, wie er gestartet sei.

Konsequenzen für Kliemann

Schon kurze Zeit nach Veröffentlichung des Böhmermann Videos ergaben  sich erste Konsequenzen. Der zum Otto-Konzern gehörende Online-Händler About You teilte mit, dass sie das ZDF Magazin Royale-Video erreicht hat. “Aktuelle prüfen wir den Fall intern, um uns ein genaues Bild von dem Sachverhalt zu verschaffen”, so teilte der Onlineshop mit. In einem ersten Schritt nahm About You, der Hauptverkäufer der Schutzmasken Kliemanns, die Produktreihe des Influencers von der Seite. Darüber hinaus kündigten die Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis mit, dass sie einen Preis aberkennen, den er 2020 erhalten habe.

Die Firma, die Böhmermann in der Recherche erwähnt, ist eine Textilmanufaktur mit dem Namen Global Tactics. Tom Illbruck, Geschäftspartner und Gründer von dieser Firma sagte der Nachrichtenagentur, dass Masken in dem betreffenden Zeitraum 2020 auch in Bangladesch produziert worden sind. Den Großkunden, die keinen Wert darauf legten, woher die Masken kommen, wurde also nicht gesagt, wo das Produkt produziert wurde.

Als der Sender Tom Illbruck weiter zu About You fragte sagt er: “Nach dem, was uns an Dokumenten vorliegt, gibt es keine Absprachen mit About You, dass die Masken explizit aus Portugal gekommen sind und das ist an keiner Stelle schriftlich versichert worden.”