Deutsche EM-Blamage: Ohne Tor-Gosens, aber mit viel Glück

Das ganze übertriebene Siegesgeheul der BILD vom Dienstag, die unseren Links-Außen Robin Gosens bereits zum Messias hochstilisiert hatte, entpuppte sich mal wieder als Luft-Nummer, als reißerische Headline ohne Bezug zur Realität. Fußball ist ein Sport mit Konstanz, mit Potenzial für große Leistungen, die über Jahre gebracht werden müssen, bevor man zum Helden der Nation wird. Einen Jungen wie Robin Gosens mit Helmut Rahn und seinem WM-Tor bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 zu vergleichen, ist fast schon Blasphemie und zeigt wieder einmal, dass die Sport-Journallie in Deutschland eigentlich keine Ahnung hat und ihr Fähnchen nur nach dem Wind dreht, anstatt sachbezogen und realistisch zu kommentieren und zu analysieren.

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, ein gutes Spiel und ein Tor eines bis dahin No-Name-Spielers Robin Gosens machen uns nicht zum Europameister, wie zuletzt 1996. Fürchterlich, wie besonders BILD und einige andere ihre Lobeshymnen ausgeschüttet haben, obwohl jeder Fußball-Fan, der Ahnung vom Sport hat, wusste, dass Deutschland die Vorrunde der EM nur mit Glück überstehen konnte. Die Jungs bringen es einfach nicht mehr, sie sind im Konkurrenzkampf mit Frankreich, Belgien oder Spanien unterlegen. Fürs Finale, oder den Titel, reicht es nie und nimmer! Alles andere wäre unverdient. Unsere „deutsche Gurkentruppe“ ist behäbig, glänzt nur jedes 2. Spiel und sonnt sich im Glanz vergangener Zeiten. Mehr nicht.

Das erste Pflichtspiel seit 67 Jahren gegen die Ungarn sollte der Durchbruch für das deutsche Team werden, sollte den 2. Sieg im Turnier bescheren. Was aber dabei herauskam, war ein mühsames 2:2, was glücklich zustande kam und wieder einmal zeigte, dass es nicht reicht, irgendeinen Spieler in den Himmel zu heben und den Rest den Fußball-Göttern zu überlassen. Entsprechend schlecht war die allgemeine Bewertung der Leistung von Robin Gosens, unserem vermeintlichen Retter und Helden, der ein Total-Ausfall war. Wie lächerlich haben die Fachjournalisten der BILD sich gemacht, nachdem sie Gosens zum Aufsteiger des Jahres, zum Fußball-Helden hochgejubelt hatten. Mein Gott, der Junge hat ein gutes Spiel gemacht, wobei Portugal 2 Eigentore fabriziert und nicht seinen besten Tag erwischt hatte. Gosens ist kein Messias, kein Hero, er ist wie ein Strohfeuer, das einmal kurz aufflackerte. Nun ist die Glut erloschen, niemand spricht mehr über Gosens. Und auch der Rest vom deutschen Team war nur mittelmäßig bis schlecht, wer will uns allen Ernstes als Europameister nach dem Finale im Juli dastehen sehen?

Die schöne Schlagzeile: „Weiter, aber keiner weiß warum“ sagt eigentlich alles. Heute wird gejubelt und frohlockt, morgen will niemand etwas ähnliches gesagt haben. So siehts aus mit Deutschlands Sport-Journalismus. Wie sagte Mehmet Scholl, Ex-Nationalspieler und Kenner der Szene am Mittwoch: „Das Spiel war in Ordnung, aber die ganz große Qualität haben wir nicht. Wir reden nicht vom Debakel, aber was wir jetzt sehen, ist wild, ungestüm, wollend, aber sie können es halt nicht!“ Deckt sich doch mit dem, was wir auch sagen. Es wird Zeit, dass Löw geht, und ein frischer Wind im deutschen Fußball weht. Auch der Herr Sportdirektor Bierhoff ist aalglatt, ein Ja-Sager und ein Wendehals ohne Ausstrahlung und ordentliche Impulse. Kann man den nicht gleich mit rausschmeißen?