Hommage an den ewig Besten: Franz Beckenbauer wird 75

Jeder Deutsche kennt ihn, alle Fußballer verehren ihn, und niemand konnte so gut Fußballspielen wie der große Franz Beckenbauer, der am 11. September 1945 kurz nach dem Krieg in München geboren wurde. Seit 1958 gehört er dem FC Bayern München an, dem Verein, der ihn zum Ehrenpräsidenten und zu dem besten Spieler aller Zeiten auserkoren hat. Selbst die Amerikaner kennen unseren „Kaiser“, wie Beckenbauer seit jeher genannt wird, denn er spielte einige Jahre nach dem Ende seiner Bundesliga-Karriere beim amerikanischen Club Cosmos New York und sorgte da fußballerisch ebenfalls für Furore.

Die Karriere des Ausnahme-Fußballers Beckenbauer ist lang und glanzvoll, jahrelang war er die Lichtgestalt des Deutschen Fußballs, als Spieler, Trainer und Funktionär. Doch dann fielen ein paar dunkle Schatten auf sein Lebenswerk, nachdem man ihn mit dem WM-Bestechungsskandal in Verbindung gebracht hatte. Die Vergabe der Weltmeisterschaft 2006 nach Deutschland soll ein Bestechungsfall sein, der bis heute die Gerichte in der Schweiz und in Deutschland bemüht. Das berühmte Sommermärchen von 2006, wo Deutschland die WM ausgetragen hatte und dank Franz Beckenbauer den Zuschlag bekam. Jahre später kam heraus, dass Gelder in Höhe von mehr als 6 Millionen Euro in dunkle Kanäle abgeflossen sind – u.a. auch in die Taschen des „Kaisers“ wie kolportiert wird. Zwar hatten ihn die Gerichte von allen Vorwürfen freigesprochen, aber die makellose Lebensbilanz des Kaisers war zerstört. Auch die Gesundheit unseres einstigen Vorzeige-Kickers litt stark unter dem öffentlichen Druck und unter den Anschuldigungen. Mittlerweile ist Franz Beckenbauer eher ein Schatten seiner selbst, der es gerne ruhig angehen lässt und in seinem Haus in Salzburg zurückgezogen und bescheiden (ohne jeglichen Alkohol) im Kreise seiner Familie lebt. Das turbulente Leben der letzten Jahrzehnte fordert nun seinen Tribut, und nach zwei Herzoperationen, einer Hüft-OP und diversen anderen Wehwehchen muss der Kaiser es, wie er in einem aktuellen Interview mitteilt, langsam angehen lassen, um überhaupt noch einigermaßen gut leben zu können. Seine Sehkraft ist ebenfalls eingeschränkt, so dass er noch nicht einmal mehr sein geliebtes Golf spielen kann. Trotz allem hat Kaiser Franz Beckenbauer in Deutschland ein Denkmal sicher, auch für die Zeit nach seinem irdischen Leben. Sowieso wird man ihn eines Tages wiedersehen, wie und wo das weiß er nicht, glaubt Beckenbauer doch, wie er sagt, an die Reinkarnation und das Weiterleben der Seele.

Als Spieler und als Trainer ist Beckenbauer Weltmeister geworden, das ist nur den Wenigsten überhaupt vergönnt. Dazu war er dreimal hintereinander Gewinner des Europapokals der Landesmeister (heute Champions League), mehrmals Deutscher Meister und Pokalsieger, Meister als Trainer des FC Bayern München und natürlich Weltpokalsieger (1976). Er spielte einen eleganten Fußball, den man in der Form heutzutage nicht mehr im Profifußball findet. Das machte ihn zu einer Legende und brachte ihm höchste Anerkennung. Als Botschafter des deutschen Fußballs bereiste er die ganze Welt und konnte unser Land auf dem ganzen Globus bekannt machen. Der Volkssport Nummer Eins machte es möglich, die Fans jubelten ihm in der ganzen Welt zu. Doch mittlerweile ist es ruhiger um ihn geworden. Die innere Einkehr und die Dankbarkeit für ein glückliches Leben machten ihn zurückhaltender, gepaart mit dem Bewusstsein, dass alles Leben endlich ist. Die viele freie Zeit in Österreich nutzt der Kaiser zur Besinnung auf seine glücklichen Jahre, auf die gemachten Fehler und auch die verpassten Chancen.

In seiner aktiven Zeit rund um den Fußball trug Beckenbauer eine große Verantwortung nicht nur beim FC Bayern, sondern auch beim DFB. Dort wurde er 1998 zum Vize-Präsidenten gewählt und unter seiner Regie bewarb sich Deutschland erfolgreich für die WM 2006. Mit dem Kaiser als Chef des Organisationskomitees richtete Deutschland schließlich eine Weltmeisterschaft aus, die als „Sommermärchen“ in die Geschichte einging. Beckenbauer ist die unbestrittene Lichtgestalt des deutschen Fußballs. Scherzhaft sagt man in München: Wenn er einen Kaiser-Thron hätte, dann stünde dieser in der Säbener Straße, dem Vereinsgelände des großen FC Bayern. Da, wo Beckenbauer mit 13 Jahren seine ersten fußballerischen Schritte machte und nur durch einen Zufall zum Club gelangte. Eigentlich war der Franz ein Anhänger vom Nachbarclub 1860 München, doch weil ihm dort ein Mitspieler eine Ohrfeige verpasste, verließ Franz Beckenbauer wutentbrannt das Vereinsgelände und heuerte beim Nachbarn FC Bayern an. Von da an begann seine Weltkarriere, die ihm am Ende sogar beinahe die Position des Fifa-Präsidenten eingebracht hätte. Wenn, ja wenn da nicht andere Umstände dagegen gesprochen hätten.

Es ranken eine Menge Geschichten um die Fußball-Ikone des FC Bayern München und der deutschen Nationalmannschaft, aber eines ist gewiss: Der beste deutsche Fußballer aller Zeiten wird immer einer der herausragendsten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs bleiben. Egal, was in Zukunft über ihn erzählt wird, oder was jemand zu wissen weiß. Dieses „Denkmal“ stößt niemand mehr von seinem Sockel!