Es steht fest: der Lockdown wird vorerst bis zum 7. März verlängert. Für Friseurläden, Schulen und Kindergärten gibt es allerdings erste Hoffnung auf Öffnungen. Das Thema Schulen bleibt sehr umstritten zwischen den einzelnen Bundesländern. Diese sollen selbst entscheiden „wann und in welcher Form“ sie ihre Schulen wieder aufmachen, so die Tagesschau. Die Schulöffnung ist ein besonders wichtiges und sensibles Thema im ganzen Trouble der Lockdown-Regelungen, denn die Kontaktbeschränkungen, die seit nunmehr fast einem Jahr, mal mehr mal weniger gelten, belasten vor allem Kinder.
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat mittels einer Befragung herausgefunden, dass fast jedes dritte Kind sich psychisch belastet fühlt. Dazu wurden mehr als 1000 Kinder und Eltern befragt. Bei der Befragung bezogen sie sich auf den zweiten Lockdown. Eine psychische Belastung darf allerdings „nicht mit psychischen Störungen oder Krankheiten verwechselt werden“, so die Tagesschau. Vor dem Beginn der Pandemie fühlte sich durchschnittlich jedes fünfte Kind psychisch belastet. Die akute Zunahme ist vor allem durch die derzeitigen Betreuungssituationen und veränderte Lebensumstände bedingt. Häusliche Gewalt ist ebenfalls „ein wachsender negativer Faktor“, wie die Welt erklärt.
Die sogenannte Corona- und Psyche-Studie, kurz Copsy-Studie, wurde von Mitte Dezember letzten Jahres bis Mitte Januar 2021 durchgeführt. Die Befragung fand online statt und richtete sich an rund 1600 Eltern und 1000 Kinder und Jugendliche. Mehr als 80 Prozent der Befragten hatten bereits an der ersten Studie vom Juni 2020 teilgenommen. Schon bei dieser Befragung gaben mehr als 70 Prozent an, dass sie die Corona-Krise seelisch belastet. Untersucht wurden sieben- bis 17-jährige und ihre Familien. Die Leiterin der Studie, Ulrike Ravens-Sieberer, erklärte, dass die „Sorgen und Ängste der Kinder“ im Vergleich zur ersten Studie zugenommen hätten, so die Tagesschau. Besonders die Lebensqualität hat sich verschlechtert und in einigen Fällen seien sogar depressive Symptome zu erkennen. Die Lebensqualität leidet vor allem unter einer ungesunden Ernährung und unter wenig sportlicher Aktivität, denn die Freizeitangebote fehlen. Sieben von zehn Kindern sprechen von „geminderter Lebensqualität“, vor der Corona-Pandemie waren es nur drei von zehn. Auch psychosomatische Probleme sind verstärkt aufgetreten, wie Magen- und Kopfschmerzen. „Unsere Ergebnisse zeigen erneut: Wer vor der Pandemie gut dastand, Strukturen erlernt hat und sich in seiner Familie wohl und gut aufgehoben fühlt, wird auch gut durch die Pandemie kommen. Wir brauchen aber verlässlichere Konzepte, um insbesondere Kinder aus Risikofamilien zu unterstützen und ihre seelische Gesundheit zu stärken.“, erklärt Ravens-Sieberer.
Rund 45 Prozent der Kinder und Jugendlichen finden, dass ihre Schulsituation anstrengender als im ersten Lockdown geworden ist. Nur zehn Prozent finden, dass die Situation sich verbessert hat, die anderen 45 Prozent finden es genauso anstrengend wie vorher. Insgesamt fühlen sich 85 Prozent der befragten Kinder heute „äußerst oder ziemlich belastet“ von den Kontaktbeschränkungen und weiteren Reglungen, die mit dem Corona-Virus einhergehen. Um dieser extremen psychischen Belastung entgegenzuwirken sind laut Ravens-Sieberer vor allem die Schulen gefragt. Diese sollen am Besten regelmäßigen Kontakt zu den Schülern und Schülerinnen herstellen, denn „sonst besteht die Gefahr, dass vor allem Kinder aus Risikofamilien ihre Motivation und Lernfreude verlieren.“, so Ravens-Sieberer. Doch nicht nur die Schulen müssen zurzeit besonders sensibel sein, denn sie erklärt außerdem: „Aber auch insgesamt müssen wir die seelischen Belastungen und Bedürfnisse von Familien und Kindern während der Pandemie und während eines Lockdowns stärker berücksichtigen“.
Bewegung und Ernährung haben sich stark verschlechtert im Vergleich zu vor der Pandemie und im Vergleich zum ersten Lockdown. Doppelt so viele Kinder wie bei der ersten Studie machen gar keinen Sport mehr und nutzen ihre digitalen Geräte vermehrt. „Sport ist ganz wesentlich für das psychische und physische Wohlbefinden. Neben der für die gesunde Entwicklung so wichtigen Bewegung treffen Kinder und Jugendliche beim Sport auch ihre Freunde, lernen, sich in eine Mannschaft einzuordnen und mit Konflikten, Siegen und Niederlagen umzugehen“, bestätigt Ravens-Sieberer.
Kindern und Jugendlichen geht es also im Allgemeinen deutlich schlechter als noch im ersten Lockdown. Einige Bundesländer haben bereits angekündigt, ihre Schulen und Kitas wieder zu öffnen. Berlin und Nordrhein-Westfalen beispielsweise schon am 22. Februar. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich die psychische Belastung der Kinder verbessern wird, sobald sie weniger Kontaktbeschränkungen ausgesetzt sind.
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