Mehr Grünflächen, um sich gegen Unwetter zu rüsten

Nach der verheerenden Flutkatastrophe müssen Dörfer und Städte sich zukünftig besser vor Unwetter schützen können. Ablaufpläne und Auffangbecken sollen dabei gegen Starkregen helfen. Doch der Wohnungs- und Hausbau ist ein Hindernis.

Auf Wassermaßen in diesem Ausmaß konnte sich keiner vorbereiten. Doch Tatsache ist, dass man sich gegen eine Flutkatastrophe, die gerade in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Bayern ganze Orte überschwemmt hat, in Zukunft besser rüsten muss. Doch der Katastrophenschutz gerät hierbei an seine Grenzen. In einer solchen Situation, wie sie gerade durchlebt wird, lässt sich wenig gegen die Wassermaßen ausrichten. Doch mit Auffang- und Versickerungsflächen wie Rasen auf Flachdächern beispielsweise sowie größeren Abflusskanälen könnte man eine Menge gegen die Folgen von Starkregen ausrichten. Fachleute forderten deshalb seit geraumer Zeit, Starkregen in die Städteplanung mit einzubeziehen. Es seien zu viele Flächen versiegelt, kritisierte Martin Weyand vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW und fügte hinzu: „Wir müssen umdenken und die Infrastruktur verändern, damit mehr versickern kann“.

Für Weyand bedeutet dies vor allem einen Rückbau sowie mehr Zisternen, die Wasser aufnehmen können. Dazu gehört auch, dass in Städten Fassaden und Dächer bepflanzt werden. Parks und Parks und Fußballfelder sollen bei Flutkatastrophen gezielter zum Einsatz kommen. Problematisch vor allem in Städten ist die dichte Bebauung von Wohnraum und weniger Grünflächen. Das Umweltbundesamtbeklagte, dass dadurch wichtige Bodenfunktionen verloren gehen, vor allem die Wasserdurchlässigkeit sowie die Bodenfruchtbarkeit. Laut den Landesstatistiken waren Ende 2018 rund 45 Prozent von insgesamt rund 50 000 Quadratkilometer an Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland versiegelt durch Bebauung, Betonierung, Asphaltierung, Bepflastern oder ähnliches. Norbert Portz, Umweltfachmann des Städte- und Gemeindebundes, sieht die zunehmende Versiegelung kritsich. Entsiegelung sei demnach essentiell, um dem Wasser bei Starkregen mehr Raum zu schaffen sowie mehr Rückhaltebecken bei Hochwasser und mobile Schutzmaßnahmen. „Die Extremwetter als Folge des Klimawandels mit Starkregen bis zu 200 Litern pro Quadratmeter in nur kurzer Zeit zeigen, dass es keinen absoluten Schutz gegen punktuell auftretende Naturkatastrophen gibt“, erklärte Porzt.

Die Devise lautet also: Verstärkter Fokus auf Hochwasserprävention und Schutz vor Extremwetter bei der Stadtentwicklung und Bauplanung. Portz forderte mehr Grünflächen. Das heißt mehr Bäume und Flächen sowie mehr Wasserläufe. „Wir müssen die zunehmende Verdichtung von Innenstädten zur Schaffung von Wohnraum hinterfragen“, sagt Portz. Denn dabei gingen wertvolle Flächen für den Hochwasserschutz verloren.

Mit Blick auf die derzeitige Regenlage, können viele erst einmal aufatmen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) teilte Anfang der Woche mit, dass für die Nordhälfte „nur selten ein paar Tropfen“ fallen werden. Ähnliches gilt für die Südhälfte. Dort sei es oft freundlich. Lediglich südlich der Donau sind laut den Voraussagen nachmittags einzelne Gewitter möglich, örtlich auch Starkregen. Doch kann eine solceh Flutkatastrophe in Zukunft erneut auftreten, weshalb die Katastrophenprävention absolute Priorität haben muss. Als Auslöser gilt der Klimawandel. „Wasser und Stadtgrün sind zentrale Bausteine der Klimaanpassung, für eine gesunde und lebenswerte Stadtlandschaft sowie für den Erhalt und die Stärkung der Biodiversität“, erklärte der Präsident der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, Uli Paetzel (SPD), mit.

Die Schäden durch die verheerende Flutkatastrophe sind bislang noch nicht beziffert worden. Es werden immer noch zahlreiche Menschen vermisst. Allein im Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz war die Zahl zuletzt auf 122 angestiegen, teilte ein Polizeisprecher am vergangenen Dienstag mit. Doch Innenminister Roger Lewentz (SPD) geht davon aus, dass im Kreis Ahrweiler weitere Tote geborgen werden, da „wir jetzt anfangen, Keller leer zu pumpen“. Die Zahl der Verletzten liege nun bei 763. Vermisst werden derzeit noch 155 Menschen, erklärte der Sprecher weiter.

Zudem werden Vorwürfe der Verantwortlichkeit laut. Die FDP wirft Seehofer vor, die Weitergabe der meteorologischen Warnungen versäumt zu haben. Die Linke verlangt sogar den Rücktritt des Bundesinnenministers. Doch laut Lewentz konnten die Menschen nicht früher gewarnt werden, da die Elektrizität recht schnell zerstört worden sei. Es habe zudem auch Gebäude getroffen, auf denen Sirenen seien. Die Menschen beschrieben die Flut als eine Art Welle. Immer wieder habe sich das Wasser aufgrund von mitgerissenen Bäumen und Schutt gestaut, die dann eingebrochen waren, hieß es weiter. Der Umbau zu blauen und grünen Städten und Kommunen ist somit ein wichtiger Schritt, um weitere Überflutungen zu verhindern.