Mithilfe von Solaranlagen bzw. Photovoltaik, soll in Deutschland mehr grüne Energie gewonnen werden. Bislang wird das Potenzial dieser Methode zu wenig genutzt. Doch damit die Zahl der Haushalte ansteigt, die Sonnenstrom nutzen, müssen erst Bürokratiehürden abgebaut und Personallöcher gestopft werden.
Beispielsweise braucht Tobias Bücklein von April bis Oktober für sein Haus in Konstanz keinen Strom von außen. Denn den Strombedarf deckt seine Solaranlage auf dem Dach ab. Zusätzlich dazu hat er einen Batteriespeicher für nachts, oder wenn die Sonne mal nicht scheint.
Bücklein entschied sich bereits 2017 für die Solaranlage. Laut ihm war das Schwierigste die Bürokratie: „Ich fand es einen enormen Aufwand, sodass man eigentlich schon gar keine Lust mehr hatte, es zu machen“, erzählt der Hausbesitzer. Zwar braucht es meist keine Baugenehmigung, doch das Baurecht unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland. Darüber hinaus sind es Faktoren wie Steuerfragen, die Anmeldung bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber, die den Weg zur eigenen Solaranlage zusätzlich erschweren. Der Netzbetreiber kauft den überschüssigen Strom, der von der Solaranlage ins Netz gespeist wird, ab.
Weg zur Solaranlage soll erleichtert werden
Das Ziel der Ampelkoalition ist, dass mehr Dächer für Photovoltaik genutzt werden. Das sei ein wichtiger Baustein für Klimaschutz und um erneuerbare Energien auszubauen. In diesem Zusammenhang beschloss die Bundesregierung eine Neufassung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, damit Solaranlagen auf dem eigenen Dach künftig leichter möglich seien. Das heißt, dass Netzbetreiber ab 2025 ein Portal für Anfragen zur Verfügung stellen müssen. Zudem wird die Einspeisevergütung erhöht – für den selbst erzeugten Strom gibt es also mehr Geld.
Potenzial der Dächer
Es gibt viel Potenzial auf den Dächern: Mehr als zehn Millionen Einfamilienhäuser sind laut einer Analyse der Marktforschungsunternehmens EUPD Research für Solaranlagen geeignet. Hinzu kommen auch noch Mehrfamilienhäuser, Büro- und Industriegebäude. Bisher wird allerdings nur rund ein Zehntel der Dachflächen genutzt. Solardächer sollen für gewerbliche Neubauten Pflicht werden, bei privaten Neubauten die Regel. So sei es im neuen Koalitionsvertrag geplant. Zwar gibt es noch keine bundesgesetzlichen Vorgaben, aber einige Bundesländer gingen bereits den ersten Schritt: In Baden-Württemberg müssen seit Mai neue Wohngebäude mit einer Solaranlage ausgestattet werden. Berlin und Hamburg verpflichten sich erst ab 2023 dazu. Sogar kleine Solaranlagen auf jedem Dach könnten eine Ergänzung sein, so sieht es Andreas Luczak, Professor an der Fachhochschule Kiel: „Wirtschaftlicher ist in den allermeisten Fällen allerdings die große Anlage auf der freien Fläche.“ Das heißt jedoch auch, dass Solarinvestoren künftig der Landwirtschaft die Äcker streitig machen könnten. Diesbezüglich gibt es aber schon Ideen, beides miteinander zu kombinieren. Eventuell können durch Solarmodule auf Gewächshäusern die Felder bestellt werden. Laut Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme hat die sogenannte Agri-Photovoltaik ein enormes Potenzial.
Branche auf Erfolgskurs
Doch auch neben Dächern und Feldern können viele Orte im urbanen Raum für Solarkraft genutzt werden. Darunter zum Beispiel überdachte Plätze, Lärmschutzwände, bis hin zu Häuserfassaden. Zum Beispiel könnte ein Laborgebäude, das auf drei Seiten mit Solarflächen bekleidet ist, so viel Energie in einem Jahr erzeugen, dass es für sechs Einfamilienhäuser reichen würde. Viele zeigen sich offen gegenüber der Photovoltaik, doch es hängt momentan noch an Material und Personal. Die Wartezeit beträgt derzeit sogar einige Monate. Darüber hinaus fehlen Fachleute in den Ingenieurbüros und im Handwerk. Das Fraunhofer-Institut ISE berechnete, dass es jährlich 40 Millionen Solarmodule bedarf, wenn das Energiesystem auf erneuerbare Energien umgestellt werde, und um die Anlagen in Betrieb zu halten. Damit lasse sich zudem mehrere Milliarden Euro verdienen.
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