Eigentlich müsste man meinen, wer nach München zum Oktoberfest auf die Wiesn reist, muss ganz schön bescheuert sein – bei den Preisen. Doch das sehen Hunderttausende anders. Nach 2 Jahren corona-bedingter Pause kann dieses Jahr endlich wieder abgefeiert werden. Und das tun laut Auskunft des Veranstalters durchschnittlich 300.000 Menschen pro Tag. Feierwütige Leute, die gerne bereit sind, für eine Maß Wiesnbier 13,80 Euro hinzublättern.
Oh, wie blöd muss man sein, wenn man mit Tausenden anderer in überfüllten Zelten sitzt, säuft, tanzt und schunkelt, und sich von den Wiesn-Wirten so richtig abzocken lässt. Könnte man denken, wenn man nicht der Tradition alljährlich im Oktober zugetan ist, und in München auf der berühmten Theresienwiese in den Festzelten feiert. Doch der Tradition entsprechend sind es Hunderttausende aus der ganzen Welt, die zu diesem Event in die bayerische Hauptstadt reisen. Oans, zwoa – Ansturm! So ist das tägliche Bild der Wiesn, wie das Oktoberfest genannt wird, wenn die Feierwütigen bereits morgens vor 11.00 Uhr die Partyzelte stürmen. Auf dem 187. Oktoberfest gibt’s kein Halten und keinen Anstand, meistens wird gesoffen bis der Arzt kommt. Und der kommt oft und regelmäßig, um die Schnapsleichen zu Hunderten tagtäglich einzusammeln. Natürlich trägt auch niemand eine Corona-Schutzmaske, auch wenn die Inzidenz-Werte genau hier regelmäßig in die Höhe schießen. Doch das ist den Besuchern egal, sie wollen Spaß um jeden Preis. Apropos Preis: Das, was sich die Wiesn-Wirte hier erlauben, ist an Frechheit und Dreistigkeit nicht zu überbieten. Denn nicht die Stadt München als Veranstalter bestimmt die Preise, sondern die Wiesn-Wirte. Und die nehmen, was sie kriegen können. Eine Maß, ein Henkelpott mit einem Liter Fassungsvermögen, kostet je nach Zelt eben mal 13,80. Dass die Bierkrüge natürlich nie randvoll sind, sondern möglichst schnell gezapft und rangeschafft werden müssen, und dabei einfach nur etwa zu Dreiviertel gefüllt sind, stört offenbar niemanden. Wer dann allerdings doch etwas zu meckern hat, der fliegt raus und bleibt ein unerwünschter Gast für die Zukunft. Und darauf lässt es niemand ankommen. Die vielen Festzelte sind das eine, zwischen Fahrgeschäften und Hendl- und Souvenirständen muss man sich den Weg durch die Massen bahnen, die dann auch noch klaglos für eins der berühmten Lebkuchenherzen zwischen 5 und 45 Euro bezahlen. Oder für den kleinen Hunger zwischendurch für eine Brezn mindestens 6,90 Euro hinblättern und ein Hähnchen dort mit knapp 15 Euro zu Buche schlägt. Absolute Mondpreise, die der schönsten aber legalen Abzocke entsprechen.
Wer zum Oktoberfest reist, der weiß, dass er lange im Voraus Hotel oder Unterkunft buchen muss, weil er sonst auf der Straße oder im Auto schlafen muss. Die Hotels in der City oder auch in Stadtnähe sind bereits ein Jahr vorher ausgebucht und die Preise sind auch hier exorbitant: Die Hotelpreise schießen pünktlich zum Oktoberfest im September in astronomische Höhen, wobei eine mittelmäßige Unterkunft im Schnitt etwa 190 Euro pro Nacht kostet. Oft sogar ohne Frühstück, das kostet extra. Zu Corona-Zeiten lagen die Preise 40 Prozent darunter. In der Spitze sind Zimmer im Umkreis von 3 Kilometern der Festwiese stolze 524 Prozent teurer – so war es bei der letzten Wiesn 2019. Schon die bayerische Bevölkerung stöhnt über die saftigen Preise, die so ein Wiesn-Besuch mit sich bringen. Doch ausländische Gäste wissen mittlerweile, dass ein Wiesn-Besuch, manchmal über mehrere Tage, alles in allem durchaus 2 – 3.000 Euro kosten kann. Trotzdem kommen die Massen, und beim diesjährigen Wiesn-Start warteten die Ersten bereits ab 5 Uhr morgens auf die Eröffnung. Nix für Ästheten, denn in den Zelten genau wie außerhalb drängen sich den ganzen Tag Zehntausende Besucher, die dann irgendwann auch mal die Toilette aufsuchen müssen, wo allerdings lange Schlangen die Geduld herausfordern und von Sauberkeit auf den „stillen Örtchen“ nicht die Rede sein kann. Hunderte verdrücken sich daher an den Wiesn-Rand, um in Gebüschen oder am Absperrzaun des Geändes ihrem Drang freien Lauf zu lassen. Was zwar verboten ist, aber nur selten anktioniert wird. Dafür ist der Ansturm zu groß. Manch einer schafft es frühmorgens gar nicht mehr zum Hotel, so dass viele auf den angrenzenden Wiesen nächtigen: Total besoffen und willenlos. Wehrlose Opfer für Taschendiebe und miese Halunken. Übrigens: Kellner und Kellnerinnen reißen sich um die Jobs bei den Wiesn, denn dort werden pro Woche schon mal 5 – 8.000 Euro verdient. Ein lohnenswertes Geschäft für alle, die bis zum 3. Oktober dabei bleiben. Dann endet die große legale Abzocke nämlich.
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