Müllberge nach Flutwelle

Nach den verheerenden Flutwellen in den letzten Wochen, haben sich Unmengen an Müll auf den Straßen angesammelt. Allerdings kann vor Ort nicht alles entsorgt werden. Nun heißt es aufräumen und renovieren.

Nach dem gewaltigen Starkregen können die Menschen endlich aufatmen. Es gibt eine kleine Entwarnung. Die Lage in den Hochwassergebieten in Deutschland hat sich etwas entspannt. In Passau lag der Pegelstand der Donau bei der letzten Messung am vergangenen Montagmorgen bei 8,18 Metern und somit unterhalb der höchsten Wasserwarnstufe von 8,50 Metern. Somit sei man von katastrophalen Zuständen zum Glück noch entfernt, teilte ein Polizeisprecher mit. Doch nicht nur in Bayern gab es gute Nachrichten. Auch andere Regionen atmen auf. In Erfstadt in Nordrhein-Westfalen konnten mehr als 100 vom Hochwasser auf einer Bundesstraße eingeschlossene Fahrzeuge geborgen werden. Tote wurden dabei nicht entdeckt. Auch der Südosten Bayerns im Berchtesgadener Land konnte aufatmen. Dort waren die Auswirkungen des Unwetters besonders schlimm gewesen. Das Wasser hat sich also wieder zurückgezogen. Doch nicht ohne Folgen. In den Straßen sind Unmengen an Müll zurückgeblieben, die die Orte in Chaos versinken lassen. Kleidung, Möbel, Waschmaschinen und Geschirrspüler formieren sich zu lauter Müllbergen. Wie viel Abfall in den betroffenen Regionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz tatsächlich anfällt, ist bislang noch nicht bekannt. Doch bereits jetzt ist klar: Es werden unglaubliche Volumina sein, wie der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) mitteilte. Der VKU geht „davon aus, dass es sicherlich eher Wochen, wenn nicht gar Monate dauern wird, um alles zu entsorgen.“

Bereits nach drei Tagen sei die übliche Menge an Sperrmüll zusammenkommen, die sonst nach einem ganzen Jahr anfällt, berichteten die Mitgliedsunternehmen des VKU. Binnen weniger Tage sei das Aufkommen für drei Jahre Sperrmüll erreicht worden. „So etwas erlebt man nicht alle Tage. Es ist eine Katastrophe, ein Ausnahmezustand“, sagte Jan Bania, ein Mitarbeiter des EBB, zu den Abfallbergen. Problematisch an den Müllbergen ist auch, dass nicht alles vor Ort entsorgt werden kann. „Die Erfahrung der Jahrhundertereignisse in Münster im Jahr 2014 hat gezeigt: Es fällt bei Aufräumarbeiten nach Überflutungen viel Sperrmüll an, und auch verschiedene Abfälle, gewerblich wie Siedlungsabfälle, müssen weiter verlässlich entsorgt werden“, sagt der VKU-Vizepräsident, Patrick Hasenkamp. Auch bei Unwettern in der Vergangenheit konnten die Entsorger den Müllmassen kaum Herr werden. Rund drei Wochen nach dem verheerenden Starkregen hatten die Abfallwirtschaftsbetriebe etwa 10.000 Tonnen Sperrmüll aufgesammelt. Zum Vergleich: Normalerweise waren es immer 6.000 Tonnen Sperrmüll über ein ganzes Jahr verteilt.

Die Müllberge nach der Flutwellt bereiten der Abfallentsorgung Probleme. Wichtig ist, dass der Müll schnellstmöglich von den Straßen entfernt wird, um Folgeprobleme wie Verkehrsbehinderung oder Hygieneprobleme zu vermeiden. Dazu soll der Müll auf festem Untergrund, wie etwa Beton, gelagert werden, da so ein Durchsickern von Schadstoffen in das Grundwasser verhindert werden kann. Dabei hilft jeder mit. Neben der Feuerwehr arbeiten auch lokale Bauunternehmer sowie Landwirte mit ihren Baggern mit. Auch der EBB hat weitere Fahrzeuge „angemietet und die Anzahl der Touren deutlich erhöht“, sagte Stephan Polplatz, stellvertretender EBB-Betriebsleiter.

Problematisch bei der Reduktion der Müllberge sei jedoch, dass viele Menschen die Gelegenheit nutzen und ihren privaten Müll einfach abstellen. Die Unmengen an Sperrmüll finden ihre Ursache demnach nicht nur in der Flutkatastrophe. „Wir gehen davon aus, dass ein großer Teil auch einfach dazugestellt wird“, erklärte der EBB-Disponent Heinemann. Es werden nicht nur Sperrmüll an der Straße abgestellt, sondern vielfach auch Glas- und Restmüll, Farben, Lacke oder Autoreifen. Heinemann appelliert an die Menschen, ihren Müll nach Vorschrift ordnungsgemäß zu entsorgen oder abholen zu lassen und nicht einfach an den Straßenrand zu stellen.

Wie lange die Abfallentsorgung in den Flutregionen andauern wird, ist ungewiss und hängt von der genauen Menge ab. Doch klar ist: „Die Abfallentsorgung vor Ort ist an ihre Grenzen gekommen. Es braucht hier überregionale Hilfe“, erklärte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU).