Oder-Katastrophe – Fischsterben durch hohen Salzgehalt

Zuerst stiegt der Salzgehalt auf ein Rekordhoch und dann kam die Algenblüte. Diese beiden Faktoren führten zum Fischsterben in der Oder. Das Umweltbundesamt und andere Behörden kamen zur Schlussfolgerung, dass beide Katastrophen menschengemacht seien.

Forschern zufolge war es wohl eine Kettenreaktion, die zum Fischsterben in dem deutsch-polnischen Grenzfluss führte. Zunächst stieg der Salzgehalt in der Oder an. Dieser wiederum führte zu einer massiven Vermehrung einer Brackwasseralge, die für Fische tödlich ist. Ob sich die Katastrophe genau so zugetragen hat, sei zwar unklar, doch laut einem Bericht des Umweltbundesamts sei dies die „plausibelste Hypothese“.

Grund der Salzeinleitung

Die Forscher bestätigten bereits die vermuteten Annahmen zu den Ursachen der Umweltkatastrophe. Das eingeleitete Salz habe zur Massenvermehrung der Brackwasseralge geführt. Diese Algen erzeugten eine giftige Substanz, die zum Massentod der Fische, Schnecken und Muscheln führten. Laut Bericht des Umweltbundesamts und anderer Behörden ist der Verursacher der Salzeinleitung nicht auszumachen. Die Quelle der Salze ist bis heute also unklar.

Einige Analysen der Experten deuten auf „multikausale Wirkmechanismen“ hin, die zum Verenden der Tiere in der Oder führten. Zusätzlich haben Umweltfaktoren wie die hohe Temperatur und eine geringe Niederschlagsmenge die Situation verschärft – auf diese Weise ist die Konzentration der schädlichen Stoffe stark gestiegen. Darüber hinaus gebe es Herbizide in der Oder, die mit hoher Wahrscheinlichkeit industriell eingeleitet wurden. Im Gegensatz zu den Salzen sei eine Vergiftung daraus allerdings nicht ableitbar. Eine Analyse von mehr als 1200 bekannten Stoffen habe ergeben, dass der Großteil der nachgewiesenen Stoffe „typischerweise aus Einleitungen von industriellen oder kommunalen Kläranlagen stammte.

Ermittlungen der polnischen Staatsanwaltschaft

Bundesumweltministerin Steffi Lemke setzt bei der Ursachensuche bislang nur auf die Ermittlungen der polnischen Staatsanwaltschaft. Die polnische Arbeitsgruppe konnte die Verursacher der Salzeinleitung nicht identifizieren. „Die polnische Arbeitsgruppe hat sich sehr stark auf die Algenblüte konzentriert, aber klar ist, dass diese Algenblüte nicht in dieser Form aufgetreten wäre, wenn nicht die zu hohe Salzfracht im Fluss gewesen wäre,“ so Lemke. „Woher diese hohe Salzfracht kommt, konnten wir nicht identifizieren“, erklärt sie. Laut ihr wäre die Überprüfung und Reduktion von Stoffen, die aus Kläranlagen kommen, ein Anfang. Im November wird sie dieses Thema mit den Bundesländern besprechen. Darüber hinaus versprach sie den betroffenen Regionen Hilfe. Dabei stehe die Regeneration des Flusses im Vordergrund. Ausbaumaßnahmen, wie Polen sie an der Oder betreibt, stehe der „Regeneration der Oder entgegen“, so Lemke. „Ich werde weiter bei der polnischen Seite dafür werben, auch gemeinsame Maßnahmen zur Regenerierung der Oder zu identifizieren.“ Weil auch andere Gewässer gefährdet seien, sollten Fischer herangezogen werden, die einen großen Kenntnisstand davon haben, wie sich die Oder erholen könnte. Bis sich die Oder von der Umweltkatastrophe erholt, könnte ihrer Ansicht nach nämlich einige Jahre dauern.

Erste Hinweise

Das massive Verenden der Fische war bereits am 9. August an der deutschen Seite der Oder entdeckt worden. Dagegen hatten polnische Behörden schon gegen Ende Juli erste Hinweise auf die Verschmutzung des Flusses. Daraufhin warf Deutschland Polen vor, die Ereignisse nicht frühzeitig gemeldet zu haben. Dabei legte eine deutsch-polnische Expertengruppe keinen gemeinsamen Bericht vor. Stattdessen gibt es zwei Analysen der beiden Seiten.

Um weite Katastrophen dieser Art zu verhindern, empfehlen Wissenschaftler die weitere Forschung zur Ausbreitung der Brackwasseralgen und die Verbesserung der grenzüberschreitenden Warn- und Meldesysteme. Wie gegen die Verschmutzung der Oder vorgegangen wird, steht jedoch noch nicht fest. Erst einmal muss die Katastrophe mit den Bundesländern diskutiert werden.