Noch bis heute ist in Deutschland Trinkwasser reichlich vorhanden. Doch jährliche Hitzesommer und zunehmende Trockenheit haben einen negativen Effekt auf den Grundwasserspiegel. Deshalb bereiten viele Kommunen ihre Bevölkerung auf erhöhte Wasserpreise vor.
Immer wieder antwortet Grünen-Politikerin Rosemarie Heilig mit einer Gegenfrage, wenn es um die Trinkwasserversorgung in Deutschland geht. „Wissen Sie, wie teuer ein Liter Leitungswasser ist?“ – so lautet die Frage der Umweltdezernentin von Frankfurt am Main. Sie will darauf aufmerksam machen, wie günstig hierzulande das eigentlich wichtigste Lebensmittel ist. Dabei ist ein Liter Mineralwasser aus dem Supermarkt ab 13 Cent erhältlich, während der Verbrauchspreis für einen Liter aus dem Wasserhahn bei nur 0,2 Cent liegt. „Es ist unser kostbarstes Gut, und deshalb müssen wir mit der Ressource sehr viel verantwortungsbewusster umgehen“, sagte Heilig. „Trinkwasser ist meiner Meinung nach viel zu billig.“
Mehr trockene und heiße Tage verschärfen die Lage
Die Politikerin Rosemarie Heilig spricht ein Problem an, dass sowohl örtliche Versorger und Kommunen gleichermaßen betrifft. Der Klimawandel führt zu großen Schwankungen beim Grundwasserspiegel. So soll an manchen Tagen das Trinkwasser in manchen Regionen rar werden. Diesbezüglich berichtet das Umweltbundesamt, dass in Zukunft „mehr Nutzergruppen als heute um eine knapper werdende Ressource konkurrieren.“ Im Mittelpunkt stehen dabei die besonders trockenen und heißen Sommertage, die die Wasserwirtschaft als Spitzenlasttage bezeichnet. Laut den meisten Meteorologen soll die Zahl dieser Spitzenlasttage in Zukunft steigen – und das wird negative Auswirkungen für die Trinkwasserversorgung haben.
In der Vergangenheit waren manche Kommunen schon dazu verpflichtet Verbote auszusprechen. Zum Teil durften die Bürger die Swimmingpools nicht mehr mit Trinkwasser füllen, mussten auf die Autowäsche verzichten oder den Rasen nur mit Regenwasser sprengen. Dabei geben die Behörden einen Grenzwert für den örtlichen Grundwasserspiegel vor, der nicht unterschritten werden darf. Das heißt auch, dass die Wasserversorger an kritischen Tagen mit hohem Verbrauch nicht einfach die Förderung ausweiten können.
Die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (OVAG) mussten in der Vergangenheit schon oftmals die Fördermenge aus ökologischen Gründen drosseln, um langfristig dennoch genügend Wasser an die Bewohner liefern zu können.
Klimawandel – erhöhter Aufwand erhöht die Kosten
Kommunen und deren Versorgungsunternehmen sollen sich somit auf langfristig höhere Kosten einstellen. Wie hoch die Kosten in Zukunft sein werden, hat im Sommer der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs (DVGW) erforscht. Dafür hat der DVGW 100 Mitglieder, also 100 Wasserförderer, befragt. In den vergangenen Jahren sollen die Versorgungsunternehmen rund 400 Millionen Euro für Klimaanpassungskosten ausgegeben haben. Für die nächsten zwei Jahre erwarten sie Kosten von 1,2 Milliarden Euro – also dreimal so viel. Das Geld wird dazu gebraucht, um neue Brunnen zu bauen, Trinkwasserquellen zu erschließen, Leitungen auszubauen und um ein umfangreicheres Umwelt-Monitoring zu gewährleisten.
Wasser hat mehrere Nutzungszwecke?
Kommunen in Deutschland haben bezüglich des Trinkwasserproblems darüber nachgedacht, wie sie die angespannte Situation entschärfen können, bzw. wie sich Wasser einsparen lässt oder doppelt genutzt werden kann. Schon jetzt gibt es vereinzelt Wohngebäude, in denen Regen- oder Duschwasser für die Toilettenspülung wiederverwendet wird, nach dem es zuvor gereinigt wurde. Dafür setzt sich die Umweltdezernentin für Frankfurt ein. „Bei allen Neubaugebieten muss das verpflichtend sein“, so Rosemarie Heilig. „Es kann nicht sein, dass wir weiterhin 15 Liter Trinkwasser pro Tag durch die Toilette jagen. Das ist Unsinn.“
Allerdings würden solche Betriebswassersysteme die Wohnkosten für Mieter und Eigentümer in die Höhe treiben. Für das wassersparende System müsste eine zweite Wasserleitung gelegt werden. Doch egal, wie man es wendet: Wasser wird in Zeiten des Klimawandels und der hohen Temperaturen auf jeden Fall nicht billiger, sondern es wird langfristig darum gehen, das Bewusstsein gegenüber übermäßigem Verbrauch in der Bevölkerung zu schärfen und zum Umdenken anzuregen.
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