Elektromobilität auf dem Vormarsch

Der amerikanische Konzern Ford will sein europäisches Elektroauto in Köln bauen. Der deutsche Automobilhersteller Volkswagen plant die Produktion eines bestimmten Elektroautomodells schon früher.

In gut zwei Jahren will der amerikanische Autokonzern Ford ein Elektroauto in Europa auf den Markt bringen, das von dem Ford-Standort in Köln aus produziert werden soll. Es steht bereits fest, dass Techniker und Ingenieure im „John-Andrews-Entwicklungszentrum“ im Kölner Stadtteil Merkenich das Auto designen und entwickeln sollen. Doch wie sieht es mit der Produktion aus? Die Hinweise verdichten sich, dass Ford das E-Auto auch in Köln produzieren lassen wird. Mehreren Medienberichten zufolge will der Automobilkonzern eine Milliarde Euro in sein Werk im Stadtteil Niehl investieren. Die Vorteile Entwicklung und Produktion in räumlicher Nähe anzusiedeln sind klar. Das Unternehmen wollte dieses Vorhaben jedoch noch nicht kommentieren.

Ford will mit dem europäischen E-Auto in die Ära der reinen Elektromobilität einsteigen und mit Unterstützung von Volkswagen an den Start bringen. Das Fahrzeug soll auf der Elektro-Produktionsplattform MEB (Modularer E-Antriebs-Baukasten) des Volkswagen-Konzerns entstehen, so wurde es in einem umfangreichen Kooperationsvertrag zwischen beiden Unternehmen vereinbart. Allerdings wird die MEB-Plattform nicht nur zum Vorteil von Ford genutzt. Unternehmenskreise bestätigten, dass auch Volkswagen die Erweiterung einer eigenen auf der Plattform basierenden Produktpalette plane. Nach dem ID.3 und ID.4, als erste rein elektrische Modelle der Marke Volkswagen, soll nun so schnell wie möglich ein neues kleines E-Modell entwickelt werden. Grund für die beschleunigte Entwicklung seien die weiter verschärften Klimavorgaben der Europäischen Union, mit denen die Politik den Elektroantrieb gegen Verbrennungsmotoren durchsetzen will. Doch dies sei nicht der einzige Grund für die schnellen Produktionsvorgaben. Laut Insidern richte VW-Chef Herbert Dies seinen Fokus noch stärker als zuvor auf den Wettkampf mit dem Rivalen Tesla. Ziel sei es, die Produktionszeit je Auto auf zehn Stunden zu minimieren, was auch Tesla-Chef Elon Musk anstrebe. Das entspricht circa der Hälfte der Zeit, die für die Produktion eines VW Golf benötigt wird und setzt neue Maßstäbe für die Automobilindustrie.

Laut den Planungen des Autoherstellers soll das Elektroauto mit dem Projektnamen „Small BEV“ (Battery Electric Verhicle) unterhalb des im September angelaufenen ID.3 angesiedelt werden und für 20.000 bis 25.000 Euro erhältlich sein. Das rein batteriebetriebene Fahrzeug soll damit auch die Elektromobilität für größere Bevölkerungsschichten ermöglichen und die Absatzzahlen erhöhen. Der ID.3 verkaufe sich nach Angaben von VW zwar gut, doch muss der Absatz von Elektroautos weiter steigen, um die Verschärfung des Klimavorhabens aus dem „Green Deal“ der EU einhalten zu können, sodass Strafzahlungen vermieden werden und die Arbeitsplätze der Autoindustrie in Europa sichern zu können.

Die Projektgruppe in Wolfsburg arbeite derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung. Es soll der Größe eines Polos entsprechen, über das Design und den Zeitpunkt, wann es auf den Markt kommen soll, ist bislang noch nichts bekannt. Auch der Produktionsstandort sei noch nicht entschieden, hieß es bei Volkswagen. In vergangenen Planungen lag die VW-Fabrik im niedersächsischen Emden im Fokus. Genaues ist aber noch nicht bekannt.

Nach dem Angebot von Elektromodellen des ID.3 und dem Elektro-SUV ID.4, die beide im VW-Werk im sächsischen Zwickau gebaut wurden, folgt nun mit dem ID.5 eine elektrische Mischung aus SUV und Limousine. Der ID.4 ist für Volkswagen das „Weltauto“, mit dem sich das Unternehmen auch in China und in den Vereinigten Staaten als Hersteller von Elektroautos durchsetzen will. Auf beiden Automärkten machen SUV den Großteil der Verkäufe aus. Darauf folgen soll 2022 der vollelektrische Bulli ID-Buzz. 2023 dann der größere ID.6 (Aero B), der als Kombi und Limousine mit einer Reichweite von bis zu 700 Kilometern geplant ist. Das VW-Werk hatte zudem in diesem Monat während der jüngsten Planungsrunde des Unternehmens den Zuschlag für drei große vollelektrische SUV erhalten, die dort für die Marken Audi, Porsche und Bentley produziert werden sollen.