Banken in China leiden unter der Corona-Krise

Das ruhmreiche Bankgeschäft ist auch nicht mehr was es war: Zu viele Skandale, überhöhte Kosten, korrupte Mitarbeiter und Betrügereien im Investment-Banking. Das hat vielen Bankern die Augen geöffnet und nun ist man bemüht, den Schaden klein zu halten. Aber auch Corona trägt derzeit maximal dazu bei, dass die Gewinne schrumpfen.

Insgesamt ist der Nettogewinn der Geschäftsbanken laut Aufsichtsbehörde im ersten Halbjahr um 9,4 Prozent zurückgegangen. Der Grund ist die erhöhte Risikovorsorge.

Kein Land blieb davon verschont. Die Corona-Pandemie schlägt sich weltweit auf den Finanzmärkten nieder. Auch die Bilanzen von Chinas Banken blieben nicht von den Folgen der Pandemie unbetroffen. Wegen drohender Kreditausfälle in Folge der Wirtschaftskrise mussten sie ihre Risikovorsorge stark erhöhen. Bei den fünf größten Geldhäusern gingen die Gewinne so stark zurück wie seit mindestens einem Jahrzehnt nicht mehr.

Anfang des Jahres wurde das Coronavirus erstmals in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckt. Darauf folgte ein monatelanger Lockdown der Handelsstadt und anderen Metropolen, der die gesamte Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben lahmlegte. Wenig überraschend ist es, dass der Lockdown in China ähnlich wie in Deutschland und dem Rest der Welt mit einer Rezession und einer Bankenkrise einherging.

Die chinesische Notenbank hatte die Banken der Volksrepublik deshalb Mitte August eine Finanzspritze in Höhe von 700 Milliarden Yuan, umgerechnet ca. 85 Milliarden Euro, zugesagt, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Das Geld wird über die mittelfristige Kreditlinie für ein Jahr ausgerichtet mit einem Zinssatz von 2,95 Prozent. In China sorgte man sich um die Kreditvergabe an Unternehmen und wolle mit dem Finanzpaket die Wirtschaft am Laufen halten. Dabei verfolgte die Zentralbank ihren moderaten Kurs: Sie hatte ihre Geldpolitik während der Corona-Krise zwar mehrfach gelockert, starke Zinssenkungen gehörten jedoch nicht zur Agenda. Fachleute sahen darin den Beweis, dass die Notenbanker einer zu stark steigenden Verschuldung vorbeugen wollen.

Chinas oberste Bankenaufsichtsbehörde hatte die staatlichen Kreditgeber aufgefordert, notleidende Kredite in ihren Bilanzen gänzlich anzuerkennen und die Risikovorsorge entsprechend zu erhöhen. Insgesamt kam es nach Angaben der Aufsichtsbehörde zu einem Rückgang des Nettogewinns im ersten halben Jahr von 9,4 Prozent auf umgerechnet 122 Milliarden Euro. Die Bilanz der größten chinesischen Bank Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) verzeichnete laut eigenen Angaben von Januar bis Juni 2020 eine Rückgang von 11 Prozent auf 148 Milliarden Yuan (18 Millionen Euro) – der stärkste Rückgang in einem halben Jahr seit dem Börsengang 2006. Das zweitgrößte Geldhaus der Volksrepublik, die China Construction Bank (CCB), büßte mit Einnahmen in Höhe von 137 Milliarden Yuan (16 Milliarden Euro) rund 10 Prozent mehr ein als im ersten Halbjahr 2019. Auch hier handelt es sich um den stärksten Rückgang seit 15 Jahren. Die Prognose ist wenig vielversprechend. „Der Druck auf die Gewinne der Banken wird in absehbarer Zukunft weiter hoch sein“, teile Analyst Wang Yifeng vom Brokerhaus Everbright mit. Auch im dritten Quartal wäre mit hohen Risikovorsorgen zu rechnen.

Besonders schwer tun sich derzeit die kleineren Firmen in China. Von ihnen klagten mehr als die Hälfte über eine geringe Nachfrage, während gut 40 Prozent von finanziellen Belastungen sprachen, wie das Statistikamt am Montag unter Berufung auf seine monatliche Umfrage unter Unternehmen mitteilte. Ökonomen rechnen damit, dass die Nachfrage aus dem Ausland noch länger schwach bleiben wird. Doch trotz der Wirtschaftskrise in Folge der Pandemie hat die Volkswirtschaft in China keinen so starken Einbruch verzeichnet wie in Deutschland, den USA und anderen Ländern. Da geht es in europäischen Ländern wesentlich tiefer in die roten Zahlen. Die Deutsche Bank beispielsweise hat miserable Ergebnisse vorzuweisen: der Aktienkurs liegt bei lächerlichen 7,95 (Stand: 01.9.2020) – ehemals 40 Euro – und die Strafzahlungen wegen Kursmanipulation, unerlaubten Absprachen und Cum-Ex-Geschäften gehen in die Milliarden, was das Geschäftsergebnis stark belastet. Mehr und mehr Filialen werden geschlossen und die Kunden wandern ab.