Massenpanik bei jüdischem Fest in Israel: 44 Tote und zahlreiche Verletzte

Mindestens 44 Menschen sind am 29. April in Israel während des Festes zum jüdischen Feiertag Lag Ba’Omer während einer Massenpanik gestorben. Die Ursachen sind noch nicht bekannt, aber schon jetzt wird von einer einem Ausmaß „nationaler Katastrophe“ gesprochen, wie ein Sprecher des zuständigen Rettungsdienstes bestätigte.

Das Unglück trug sich im Norden des neun Millionen Einwohner*innen starken Landes zu. „Es ist ein unerträgliches Ereignis“, trauert der Sprecher von Zaka, dem Rettungsdienst vor Ort. „44 Menschen, die Freude erleben wollten und die in Leichensäcken zurückkommen“, erklärt er der Nachrichtenseite „ynet“. „44 Familien, für die eine Welt zusammenbricht. Wir können jetzt nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.“ Er wäre „seit mehr als 20 Jahren beim Rettungsdienst“ und habe eine derartige Situation „noch nie gesehen“. Eindeutig geklärt wurde noch nicht, wodurch es zur Massenpanik im Wallfahrtsort Meron während des jüdischen Festes kam, doch offenbar stürzten einige Feiernde auf überfüllten Treppenstufen. Laut einem Spiegel-Bericht kamen die Menschen „auf einer abschüssigen Rampe mit Metallboden und Wellblech-Trennwänden auf beiden Seiten ins Rutschen“. Neben den Toten wurden mehr als 100 Menschen dabei verletzt, die in sechs umliegende Krankenhäuser gebracht wurden, teilweise sogar in Rettungshubschraubern. Laut Berichten der Tagesschau wurden von der israelischen Polizei zwei Personen festgenommen, warum ist noch unbekannt.

Bei der Katastrophe handelt es sich um die schlimmste in der Geschichte Israels. Die Identifizierung der Opfer begann erst am nächsten Morgen, nach der Massenpanik, während immer noch nach Vermissten gesucht wurde. Reuven Rivilin, der Präsident Israels, schrieb auf Twitter, dass er für die Verletzten bete und auf eine schnelle Genesung hoffe. Auch Benjamin Netanyahu, der Präsident des Landes, schrieb von einem „schlimmen Unglück“ und auch er bete für alle Verletzten. Das Fest war von offizieller Seite aus erlaubt, aber nur für rund 10.000 Teilnehmende. Laut einigen israelischen Medienberichten kamen aber bis zu zehnmal mehr Menschen, um an dem Fest zu Lag Ba’Omer teilzuhaben. „Es war sehr voll, vielleicht 60.000 bis 70.000 Menschen“, erzählt ein Augenzeuge der Nachrichtenagentur Reuters. „Man konnte sich nicht mehr bewegen. Dann fielen die Menschen zu Boden. Sehr viele Menschen vielen zu Boden.“ Einige Kinder wurden von ihren Eltern getrennt und konnten immer noch nicht wieder zusammengeführt werden. Ein Zeuge berichtet: „Wir wollten nach drinnen gehen, um zu tanzen und so, und plötzlich sahen wir, wie versucht wurde, Kinder wiederzubeleben“. Das Fest ist größtenteils nach Geschlechtern getrennt, die Katastrophe trug sich wohl im Bereich der Männer zu.

Auch der Polizei wird vorgeworfen, nicht richtig gehandelt zu haben, da sie Menschen in den Durchgang gelassen haben, obwohl der schon viel zu überfüllt war. Neue Ausgänge wurden nicht schnell genug geöffnet. „Es war eine schlimme, tragische Nacht“, so der Polizeichef Schimon Lavi. „Ich trage die übergreifende Verantwortung, im Guten wie im Schlechten“, erklärt er. Lavi stelle sich „zu jeder Prüfung bereit“, um die Katastrophe aufzuklären. Weiterhin bestätigt er aber, dass die Festlichkeiten gut vorbereitet waren, „die Sicherheit stand an erster Stelle“. Ein Sprecher der Polizei bestätigt, es hätten ähnliche viele ultraorthodoxe Juden an dem Fest teilgenommen, wie die letzten Jahre, doch die Corona-Maßnahmen und Absperrungen hätten das Gelände verkleinert und so für Engpässe gesorgt.

Das Fest konnte nur stattfinden, da Israels Impfkampagne schnell voranschreitet. Das Land fing früh an zu Impfen und konnte mittlerweile 58 Prozent seiner Bevölkerung mit der Verabreichung eines Vakzins vor dem Virus schützen. Das Gesundheitsministerium warnte zwar vor weiteren Ansteckungen und trat dem großen Fest mit Skepsis gegenüber. Die jüdische Festivität sollte die erste große Menschenansammlung nach Ausbruch des Coronavirus werden. Lag Ba’Omer soll „an den jüdischen Aufstand gegen die römischen Besatzer unter Rebellenführer Bar Kochba“ erinnern, so die Tagesschau. Das Fest findet im Wallfahrtsort Meron statt, da dort der Rabbi Schimon Bar Jochai begraben liegt.