Müllpressen in Afrika

Obwohl die Umwelt- und Rohstoffprobleme mit neuen Recyclingstrukturen in Entwicklungsländern gelöst werden könnten, gibt es in diesen Ländern noch immer kein Konzept zum Umweltschutz.

Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) fordert aus diesem Grund, dass die Kreiswirtschaft zu einem der wichtigsten Themen der Entwicklungshilfe wird. Dabei fordert BDE-Präsident Peter Kurth, Partnerschaften mit Ländern in Afrika und Asien zu bilden, in denen es um Recycling geht.

Noch immer haben Entwicklungsländer ein entscheidendes Problem: Es gebe in den meisten Entwicklungsländern weiterhin keine Entsorgungs- und Recyclingstrukturen – und das obwohl sich damit gleichzeitig Umwelt- und Rohstoffprobleme lösen ließen. Als Lösungsbeispiel präsentiert der BDE-Präsident eine Sortier- und Aufbereitungsanlage, die zum Gegenstand wirtschaftlicher Zusammenarbeit werden soll.

Lediglich vier Prozent der Siedlungsabfälle werden nach Schätzung der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Entwicklungsländern wiederverwendet. Darüber hinaus gibt es sogar Probleme mit dem eigenen Hausmüll. Plastikabfälle, sowie Elektrogeräte werden aus Europa dorthin verschifft – das teilweise auch illegal.

„Die Bilder von Menschen auf Mülldeponien und der Verschmutzung von Landschaften, Flüssen und Meeren durch Abfälle aus und in diesen Ländern sind mittlerweile omnipräsent“, so Experte Kurth. Laut ihm stehen Schäden in der Natur bevor, sofern sich in den nächsten Jahren nichts in Afrika und Asien wandelt. Dabei erwähnt er wie einfach die Lösung doch wäre: Press-Container, die an belebten Plätzen aufgestellt werden. Dort können Plastikabfälle entsorgt und in kleine Teile gepresst werden. Anschließend werden diese in Aufbereitungsanlagen weiterverarbeitet. Auf diesem Wege könnte der Müll nicht mehr herumgeweht oder vom Regen weggetragen werden.

TakaTaka Solutions

Vereinzelte Projekte zeigen bereits, wie einfach das Thema Recycling sein kann. Die Initiative „TakaTaka Solutions“ in Nairobi sammelt laut eigenen Angaben täglich 60 Tonnen Abfall in 40 verschiedenen Fraktionen. Dieser Abfall wird dann in Form von Gläsern, neuem Plastik oder als neue Textilien zu 95 Prozent recycelt. Die Menschen in Nairobi sind sogar bereit Geld dafür zu zahlen, damit sie den Abfall umweltgerecht abgeben können. Die Ortsteile werden sauberer und damit lebenswerter.

Kreislaufwirtschaft wird Top-Thema

BDE-Experte Kurth steht den Engagements zwar positiv gegenüber, doch die Transformation geht ihm zufolge nicht schnell genug. Der Branchenvertreter sieht allerdings auch im eigenen Land Defizite. „Zwar sehe sich Deutschland als Recyclingweltmeister. In der Realität gibt es aber noch viel Luft nach oben“. Gerade einmal zwölf Prozent der in Deutschland genutzten Rohstoffe, stammen aus einem Recycling-Prozess. Gemäß Kurth wäre die Quote zwar nicht schlecht, könnte aber mit einfachen Mitteln verdoppelt werden.

Der Großteil ist Bauschutt

Der Großteil des deutschen Müllaufkommens ist nicht das öffentlichkeitswirksame Thema Kunststoff, auch wenn Regelungen wie das Plastiktüten- und Trinkhalm-Verbot genau das vermuten lassen. Ein viel größerer Hebel ist die sogenannte Mineralik. Darunter zählen vor allem Bauschutt, Abbruchabfälle und Beton. Kurth weist daraufhin, dass 2019 rund 230 Millionen Tonnen an diesen Materialien als Müll anfielen. Dabei wird der Abfall aber nicht erneut in Kreisläufe eingeführt, sondern meistens in Kiesgruben gefüllt.

Doch auch in anderen Bereichen gebe es laut dem Branchenexperten Nachholbedarf. Er verweist auf Klaus Töpfer hin, einst der CDU-Bundesminister für Umwelt von 1987 bis 1994. Zu dieser Zeit sei Deutschland so viel weiter gewesen als jetzt. Töpfer führte damals das Prinzip der Produktverantwortung ein, bei dem Händler und Hersteller für die Entsorgungskosten aufkommen müssen.

„Sichere Absatzmärkte für klimafreundliche Produkte“

Geplant sind im Koalitionsvertrag einige Neuerungen. Unter anderem bekennt sich die Ampel-Koalition zu einer „erweiterten Herstellerverantwortung“ und zu einem gesetzlich verankertem Fondsmodell, um ressourcenschonendes Verpackungsdesign zu belohnen. So möchte die Regierung „sichere Absatzmärkte für klimafreundliche Produkte“ schaffen.

Die deutsche Umwelthilfe (DUH) zeigt sich dahingehend allerdings noch kritisch: „In der so wichtigen Kreislaufwirtschaft verstecken sich die Koalitionäre vor allem hinter europäischen Mindeststandards“, so Barbara Metz, stellvertretende Bundesgeschäftsführerin der DUH.