Pablo Escobars Nilpferde

Der ehemalige kolumbianische Drogenbaron Pablo Escobar hatte einst auf sein Anweisen im Nordwesten von Kolumbien einen Privatzoo bauen lassen. In dem Zoo durfte es an nichts fehlen, so auch nicht an Nilpferden. Vier afrikanische Flusspferde, um genau zu sein, brachte er in ihren neuen Lebensraum nach Medellín zu seiner Hacienda Nápoles. Mittlerweile gibt es zwischen 65 und 80 Exemplare von ihnen, die die Region unsicher machen und laut Expert*innen eine große Umweltbedrohung darstellen.

Forscher und Forscherinnen fordern, dass die schnelle Ausbreitung der Nilpferde gebremst werden muss, wenn nicht anders möglich, „auch mit drastischen Mitteln“, so der Spiegel. Die Flusspferde stellen weltweit die größte invasive Art dar, also die größte nicht-heimische Art, die den neuen, aber fremden Lebensraum negativ verändert. Es handelt sich hierbei um die größte Nilpferd-Population außerhalb Afrikas. In der Fachzeitschrift Biological Conversation äußern sich Forscher*innen sehr kritisch über die stetige Ausbreitung der Tiere: „Unsere Ergebnisse zeigen die dringende Notwendigkeit, dass die kolumbianischen Behörden kritische Management-Entscheidungen treffen, um das Populationswachstum und die Ausbreitung der Flusspferde zu begrenzen.“ Sie gehen davon aus, dass eine Tötung der Tiere wohlmöglich die einzige Chance sei, um die Problematik in den Griff zu kriegen, denn die Flusspferde „zerstören Felder, bringen das Ökosystem aus dem Gleichgewicht und Anwohnerinnen und Anwohner in Gefahr“, wie der Spiegel berichtet. Für den Menschen stellen sie eines der gefährlichsten Säugetiere überhaupt dar, mit einem Gewicht von eineinhalb Tonnen und einem Tempo von 30 Stundenkilometern. Entlang des Rio des Magdalena, der Fluss an welchem sich die Tiere aufhalten, gibt es bereits einige Warnschilder, denn sie lassen sich schnell reizen und schrecken auch vor Menschen nicht zurück.

Die Flusspferde grasen über Nacht und dösen tagsüber im Wasser, wo sie die Nahrung wieder ausscheiden. Dabei wirkt die ausgeschiedene Nahrung als Dünger für die Bakterien und Algen im Wasser, welche den einheimischen Pflanzen und Lebewesen schaden. Einige Forscher*innen haben den Einfluss auf die Teiche mit umliegenden Gewässern verglichen und herausgefunden, dass es „geringe, aber messbare biologische und chemische Unterschiede“ gab, so der SWR. Sollten sie sich weiter fortpflanzen, könnten sie einigen heimischen Arten Probleme machen, wie auch den Ottern oder Seekühen.

Pablo Escobar, erschossen auf der Flucht vor der Polizei, der einst größte Kokain-Händler der Welt, konnte auf dem Höhepunkt seiner Machenschaften eine Summe von rund 2,7 Milliarden US-Dollar verzeichnen, was ihn zu seiner Zeit zum 7. reichsten Mann der Welt machte. Er war allgemein für seine Skrupellosigkeit und Grausamkeit bekannt, aber offenbar hatte er auch ein Herz für Tiere. Neben den vier Nilpferden ließ er unter anderem auch Giraffen, Tiger, Elefanten und Nashörner importieren. Nachdem das berüchtigte Medellín-Kartell 1993 hochgegangen ist und Escobar erschossen wurde, sollten auch alle exotischen Tiere aus seinem Anwesen geholt werden. Einige wurden gestohlen, verhungerten oder starben an anderen Krankheiten. Die Nilpferde allerdings fanden in ihrem neuen Lebensraum alles was sie brauchten und hielten sich oft unter Wasser in ihren Teichen auf und wurden so erst einige Jahre später entdeckt. Die Tiere mussten nicht mit natürlichen Feinden kämpfen und konnten sich so ungehindert in den umliegenden Wäldern fortpflanzen, in welchen ihnen ein ideales Nahrungsangebot aufgetischt wurde. Bislang konnten einige Nilpferde kastriert oder sterilisiert werden, aber diese Methoden sind sehr aufwendig und nicht wirksam genug. Es ist sehr schwierig die Tiere einzufangen und selbst wenn es gelingt ist nicht klar, wohin mit ihnen. Einige konnten bereits in Zoos beherbergt werden. Nach Afrika, in ihre ursprüngliche Heimat, können die kolumbianischen Nilpferde auch nicht gebracht werden, denn sie könnten Krankheiten einschleppen und das dortige Ökosystem gefährden.

David Echeverry, Biologe und von der kolumbianischen Umweltagentur Cornare erklärte: „Die Option, sie zu töten, war immer auf dem Tisch.“ Dennoch „ist es sehr schwierig, sich vorzustellen, dass dies im Moment passieren könnte.“ Die Anwohner*innen haben sich bereits an die Nilpferde angepasst und die sogenannten „Kokain-Hippos“ sind zu einer touristischen Attraktion geworden.