Pierre Cardin, der französische Modeschöpfer des Luxus, ist tot

Der legendäre Modedesigner Pierre Cardin ist im Alter von 98 Jahren gestorben. Berühmt wurde er für seine futuristischen und stilvollen Entwürfe. Er starb in einem Krankenhaus in Neuilly bei Paris, wie seine Familie mitteilte.

„Es ist ein Tag großer Traurigkeit für unsere ganze Familie. Pierre Cardin ist nicht mehr“, hieß es in einer Erklärung. „Wir sind alle stolz auf seinen hartnäckigen Ehrgeiz und den Wagemut, den er sein ganzes Leben lang gezeigt hat“, teilt seine Familie mit. Nachdem die Nachricht bekannt wurde, postete der Instagram-Account von Pierre Cardin sein Zitat: „Ich habe immer in meinem eigenen Stil gearbeitet, der anders ist als alle anderen. Es war immer meine Absicht, anders zu sein, denn das ist der einzige Weg, um zu überleben.“

Die Modewelt zollte ihm Tribut, sein französischer Kollege Jean-Paul Gaultier dankte ihm dafür, dass er „die Türen zur Mode geöffnet und meinen Traum möglich gemacht hat“. Die Chefredakteurin des Magazins Elle und Project Runway-Jurorin Nina Garcia sagte, Cardins Entwürfe zeigten, „wie die Mode die Macht hat, die Zukunft zu gestalten“. Sie schrieb: „Seine Neugier, seine Vision und seine Liebe zur Kunst der Mode halfen, die Träume vieler Frauen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gestalten. Noch heute sind seine Entwürfe wirklich modern, mit Silhouetten und Stoffen, die viele zeitgenössische Designer inspiriert haben.“ Frankreichs Akademie der Schönen Künste bestätigte Cardins Tod in einem Tweet und fügte hinzu, die Mitglieder der Akademie seien „sehr traurig.“

Der künstlerische Direktor von Benetton, Jean-Charles de Castelbajac, sagte, Cardin sei ein „sehr außergewöhnlicher Mann“ gewesen, der keine Grenzen zwischen Mode, Design oder Architektur gesetzt habe. Er sagte, dass „seine Inspiration meine Vorstellungskraft beflügelt hat“ und dass für Cardin die Vermarktung und Förderung seiner Kunst „genauso wichtig war wie die Kunst selbst“.

Die Mode in den 1950er und 60er Jahren wurde von dem Franzosen revolutioniert. Seine Karriere erstreckte sich über mehr als 70 Jahre und trug mit seinem modernen Stil dazu bei, das „goldene Zeitalter“ der Couture in der Nachkriegszeit einzuläuten. Er wurde vor allem so einflussreich für die Modebranche, indem er mit einigen der ersten Prêt-à-porter-Kollektionen den Designer-Stil für die Massen zugänglich machte. Mit seinem ausgeprägten Geschäftssinn erkannte er auch die Anziehungskraft seines Namens auf dem Etikett und erlaubte, dass sein Name auf Waren wie Sonnenbrillen, Parfüm, Kugelschreibern und Lebensmitteln verwendet wurde. Für manche jedoch verwässerte diese Expansion den Reiz seines Kerngeschäfts.

Für dieses Geschäftspraktiken wurde er von seinen Kollegen in der Modewelt kritisiert. Schließlich führte es dazu, dass er sein Luxuslabel somit für alle zugänglich machte. Manchmal sah er sich der Kritik ausgesetzt, die ihm vorwarf, den Wert seiner Marke und die Vorstellung von Luxus im Allgemeinen zu zerstören. Aber er schien von solchen Kommentaren weitgehend unbeeindruckt zu sein. „Ich träume ja nicht vom Geld, aber während ich träume, verdiene ich Geld“, sagte er 2007 der Süddeutschen Zeitung. „Es ging mir nie um das Geld.“

Als Sohn französischer Eltern am 2. Juli 1922 in einer Stadt in der Nähe von Venedig geboren, begann Pierre Cardin schon als Teenager mit der Schneiderei und begeisterte sich schnell für die Idee der „bella figura“. Dann zog er nach Paris, wo er 1947 mit dem Dichter, Künstler und Regisseur Jean Cocteau die hypnotisierenden Sets und Kostüme für den Film „Die Schöne und das Biest“ entwarf. Nach einer Station bei Christian Dior, für den er 1947 die New Look-Kollektion mitgestaltete, gründete Cardin 1950 sein eigenes Modehaus. In den folgenden Jahrzehnten baute er ein globales Geschäftsimperium auf.

Er machte sich einen Namen mit visionären Entwürfen wie dem ikonischen Bubble Dress im Jahr 1954 und seiner Space Age-Kollektion im Jahr 1964. Zusammen mit Paco Rabanne und Andre Courrege wurde Cardin für die Entwicklung der futuristischen, vom Space-Age inspirierten Styles gefeiert, die die Looks der 1960er und 1970er Jahre bestimmten. Vor allem in der Herrenmode haben Cardins Entwürfe eine skulpturartige Silhouette. Ende der 1950er Jahre brachte er seine erste Prêt-à-porter -Kollektion für das Kaufhaus Printemps auf den Markt. Seine Kollektion war geprägt von ausgeschnittenen Kleidern, gestrickten Catsuits, engen Lederhosen, enganliegenden Helmen und Batwing-Pullovern. Ihm wird auch zugeschrieben, dass er stilvolle Kleidung für die Massen brachte, indem er den Rollkragenpullover für Männer und Bodysuits für Frauen populär machte. Während Popstars und Schauspieler wie die Beatles und Lauren Bacall Cardin trugen, waren seine hochmodernen Entwürfe auch für normale Kunden erschwinglich.

Justine Picardie, Redakteurin des Magazins „Harper’s Bazaar“, sagte in der BBC Radio 4-Sendung „The World At One“: „Er wurde zum Synonym für diese globalen Lizenzverträge – alles von Krawatten über Stifte bis zu Autos. „Er war auch ein Synonym für die Popularisierung und Demokratisierung der Mode und für diese Idee des Weltraumzeitalters.“

Cardin setzte auch auf einen neuen globalisierten Weltmarkt und präsentierte 1979 eine Kollektion im kommunistischen China und 1991 auf dem Roten Platz in Moskau. Als Besitzer von 800 Fabriken weltweit, eines Schlosses, eines Museums und eines halben Dorfes, war Cardin einer der reichsten Männer Frankreichs.