Xiaomi steigt in die E-Auto-Produktion ein

Xiaomi-Gründer Lei Jun kündigte an, dass sein Unternehmen in die E-Auto-Produktion eisteigen wird und setzt damit die konkurrierenden Anbieter Tesla und Volkswagen unter Druck. Der Unternehmer plant dafür rund 10 Milliarden Dollar ein.

Vergangenen Dienstag kündigte der Pekinger Smartphone-Produzent an, ab sofort auch in den Bau von Elektroautos einzusteigen. Die Aktie des Unternehmens stieg daraufhin gerade mal um 6 Prozent an der Honkonger Börse und lag damit immer noch ein Drittel unter dem Höchststand von Anfang Januar – Xiaomi-Gründer Lei Jun hatte sich vermutlich mehr von seiner Ankündigung erhofft. 10 Milliarden US-Dollar will Xiaomi aus seinen etwa 16 Milliarden Dollar großen Finanzreserven investieren, um ein Fahrzeug zu bauen, das nicht nur chinesische Auto-Start-ups wie Nio Konkurrenz machen soll, sondern auch dominierenden Unternehmen wie Tesla aus den Vereinigten Staaten. Doch Tesla und Xiaomi sind nicht die einzigen, die grüner fahren wollen. In Amerika forschen Unternehmen wie Apple seit Jahren an einem eigenen Elektroauto. In China haben bereits vor Xiaomi etliche Tech-Konzerne wie Huawei, Baidu und Tencent angefangen an der Entwicklung eines autonom fahrenden Autos mit Elektromotor zu arbeiten.

Doch mit dem erfolgreichen Start-up Xiaomi, das erst 2010 gegründet wurde und sich seitdem erfolgreich auf dem Markt etablieren konnte besteht ein besonderes Interesse. So werden die Pläne von Firmenchef Lei Jun von Fachorganen wie den „Automotive News“ sehr ernst genommen. Dort hieß es, das Unternehmen könne aufgrund seiner Finanzkraft und Bekanntheit in China zu einem „eindrucksvollen Spieler“ im globalen E-Auto-Rennen werden. Doch einen einfachen Weg hat der Hersteller nicht vor sich. Wie schwierig sich dies auf dem weltgrößten Automarkt Chinas selbst für mächtige Hersteller gestaltet, wird bei Volkswagen deutlich. Weil der Marktführer die staatlich vorgegebene Quote für den Mindestanteil von verkauften Elektroautos in China nicht erfüllen kann, muss er Meldungen zufolge die fehlenden „Kreditpunkte“ von Tesla kaufen. Der Rivale hat seine Erlöse in China 2020 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt und steht an der Spitze aller E-Auto-Hersteller.

Doch Xiamoi bleibt entschlossen. Die Zukunft des Unternehmens liegt nicht allein in Smartphones. Dies liegt unter anderem an den verwendeten Mikrochips, die der Hersteller verbaut. Aufgrund der Exportbeschränkungen von Amerika nach China werden die Chips derzeit knapp. Das Unternehmen musste deshalb Ende März 2021 eine Warnung an seine Investoren rausgeben, woraufhin der Aktienpreis um neun Prozent fiel. Für den Bau der E-Autos steht sowohl das nötige Kapital als auch genügend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung zur Verfügung. Derzeit plant Lei 10.000 Mitarbeiter für die E-Auto-Abteilung ein. Doch diese wolle er um weitere 5.000 aufstocken, falls Bedarf besteht.

Elektroautos verzeichnen in Anbetracht des voranschreitenden Klimawandels eine stark wachsende Nachfrage. Einige Länder haben die umweltfreundlichen Autos bereits voll in ihren Verkehr integrieren können. So ist Norwegen beispielsweis das erste Land der Welt mit einer Elektroauto-Quote von über 50 Prozent. Das skandinavische Land investiert seit längerem in die Förderung von Elektroautos und hat damit eine Vorbildfunktion für die Branche erlangt. Inzwischen ist es das erste Land, in dem innerhalb eines Jahres mehr als die Hälfte der Neuzulassungen batteriebetriebene Fahrzeuge sind, wie aus den Zulassungszahlen des so genannten Informationsrates für Straßenverkehr in Oslo hervorging. Demnach hatte 54,3 Prozent aller neu angemeldeten PKW einen elektrischen Antrieb. Zum Vergleich: 2019 lag dieser Anteil nur bei 42,4 Prozent.

Mit Blick auf die Hersteller liegen besonders Volkswagen, der japanische Hersteller Nissan und der US-Elektroautohersteller Tesla auf der Rangliste ganz oben. Die meistverkauften Modelle waren der Audi e-tron, das Model 3 von Tesla, der Volkswage ID.3 und der Nissan Leaf. Bei allen Modellen handelt sich um reine Elektroautos. Für Audi-Chef Markus Duesmann ist Norwegen der progressivste Markt der Welt, wie er mitteilte. Sein vielverkauftes Modell Audi e-tron biete viele Vorteile in dem oft schneebedeckten Land und ist dank der staatlichen Förderung in Norwegen für die Bevölkerung erschwinglich.

Doch nicht nur die E-Mobilität wird in Norwegen vorangetrieben. Der Staat steckt zudem seine Gewinne aus dem Verkauf fossiler Energieträger in den Ausbau der Infrastruktur und errichtet beispielsweise Ladestationen auch in ländlichen Regionen. Der Fokus liegt dabei auf einem flächendeckenden Schnelllade-Netz, dessen Ausbau seit 2017 gefördert wird. Das Ziel war damals, an den Hauptverkehrsachsen des Landes in Abständen von 50 Kilometern mindestens zwei Schnellladepunkte zu errichten. Seitdem wurde das Programm erfolgreich ausgeführt, so die Norwegian Electric Vehicle Association, eine Lobbyorganisation für Elektromobilität.