Fluggesellschaften in der Krise: Kaum Rückerstattungen, absurde Flugangebote und diffuse Corona-Reglungen

Wegen der Coronakrise musste auch der Luftverkehr weitestgehend für mehrere Monate lang eingestellt werden. Für viele Kund*innen ist das verheerend, denn sie warten immer noch auf die Rückzahlung der ausgebliebenen Flüge. Auch um neue Kund*innen kämpfen Airlines weltweit mit allen Mitteln und teilweise auch mit absurden Angeboten.

Nicht nur die einzelnen Verbraucher*innen, sondern auch die deutschen Behörden kümmern sich mittlerweile um die Rückerstattungen für gestrichene Flüge während der Coronakrise. Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) hat laut der „Welt am Sonntag“ „gegen diverse Luftfahrtunternehmen Verwarnungen ausgesprochen“. Außerdem „sind zwischenzeitlich Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen auffällig gewordene Luftfahrtunternehmen eingeleitet worden“, welche aber noch nicht beendet wurden. Falls sich die Fluggesellschaften nicht dem Druck der Behörden beugen, dürfen diese die Flugunternehmen mit Bußgeldern von bis zu 30.000€ pro Fall sanktionieren, da sie somit gegen die EU-Fluggastrichtlinien verstoßen. Normalerweise sehen diese Richtlinien vor, dass eine Rückzahlung der annullierten Flüge innerhalb von einer bestimmten Frist, meistens innerhalb von sieben Tagen, stattfinden muss. Seit den Einschränkungen aufgrund des COVID-19 Virus hält sich aber kaum eine Fluggesellschaft mehr an diese Reglung. Das Reiserechtsportal Fairplane hat rund 54.000 Fälle analysiert und die verschiedenen Airlines ausgewertet. Mit insgesamt 96% entschädigter Fälle konnte Easyjet die Liste anführen. Die letzten Plätze belegten Ryanair mit nur 5%, sowie die Lufthansa-Töchter Swiss mit ebenfalls 5% und Eurowings mit 4% entschädigter Fälle.

Das Flugunternehmen Lufthansa wurde kürzlich heftig von der Bundesregierung kritisiert. So erklärte Wirtschaftsstaatssekretär Ulrich Nussbaum dem SPIEGEL: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass die Lufthansa trotz der massiven staatlichen Hilfen ihren gesetzlichen Verpflichtungen bislang nicht nachtkommt und den Kunden ihre Gelder nicht unverzüglich zurückzahlt“. Die Lufthansa hat zuvor ein Hilfspaket von rund neun Milliarden Euro bekommen. Eine Sprecherin der Fluggesellschaft versicherte, dass die gebuchten und daraufhin stornierten Flüge aus den Monaten März und April mit mehr als zwei Milliarden Euro ausbezahlt worden sind.

Flugunternehmen haben nicht nur Schwierigkeiten mit der Rückerstattung der aufgrund von Corona ausbleibenden Flüge, sondern auch mit dem Neugewinn der Reisenden. Obwohl viele Flüge wieder erlaubt sind, verzeichnen die Fluggesellschaften Probleme und einen akuten Rückgang der Passagier*innen. In Deutschland ist die Anzahl der Flugreisenden „um mehr als 76 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres“, berichtet der Tagesspiegel. „Die Aufhebung der Reisewarnungen für die EU-Staaten und die Wiederaufnahme von Flügen führte nur zu einer begrenzten Nachfrageerholung“, erklärte der Airport-Verband (ADV). Für die Passagier*innen sind die Corona-Reglungen unübersichtlich und uneindeutig. Die Richtlinien unterscheiden sich von Fluggesellschaft zu Fluggesellschaft und von Flughafen zu Flughafen. Mal muss die Besatzung an Bord einen Mund-Nasen-Schutz tragen, mal nicht, wie bei Condor oder Ryanair. Mal müssen die Masken alle paar Stunden von den Reisenden ausgetauscht werden, wie die Sicherheitsregeln von Easyjet es erfordern. Die Anstandsregeln sind gerade im Flugzeug schwierig einzuhalten, da auch in Zeiten der Corona-Krise die Maschinen oft vollbesetzt losfliegen. Eine Reisende berichtete den Journalisten, dass die Abreise vom Flughafen zwar ohne große Probleme funktioniert hat, aber sie sich während des Fluges „sehr unwohl gefühlt“ haben, da in der Maschine so gut wie jeder Platz besetzt war und einige Passagier*innen ihre Maske auf dem Flug ausgezogen haben. Der Neustart der Flugreisen erweist sich also als reichlich schwierig und sehr durchwachsen aufgrund der Corona-Reglungen, die diffus und undurchsichtig sind und oft nicht eingehalten werden.

Der Tagesspiegel berichtete außerdem, dass einige Flugunternehmen aus Verzweiflung zu immer absurderen Angeboten greifen. Kürzlich bot eine taiwanesische Airline aus „Mangel an Reisezielen“ einige „Flüge ins Nirgendwo“ an. Die ausgebuchte Maschine startete, flog Richtung Japan, kehrte um und landete wieder in der Hauptstadt Taipeh. Auch chinesische Fluggesellschaften wollen Reisende mit skurrilen Angeboten anlocken. So bietet das Unternehmen China Southern momentan ein „All-you-can-Fly-Ticket“ an, welches von Ende August bis Januar nächsten Jahres gültig ist. Umgerechnet kostet das Ticket etwa 450€ und man kann so viel zwischen den chinesischen Flughäfen rumfliegen wie man möchte. Diese Taktik scheint zu funktionieren, denn die zivile Luftfahrtbehörde der Volksrepublik China (CAAC) teilte mit, dass die Anzahl der täglich gebuchten Flüge rund 80% der Vorjahreszahlen erreicht hat.