Vom Aufstieg und Fall der Annalena Baerbock

Der fehlende Charakter zeigt sich in der Krise. So, wie bei der Grünen-Partei und ihrer egozentrischen Parteispitze Annalena Baerbock. Vom Mauerblümchen zum politischen Pop-Star und wieder zurück. Allerdings ohne je gezeigt zu haben, was in ihr steckt. Denn dazu wird es vermutlich erst einmal nicht kommen, denn die kleineren und größeren Skandale der Kanzler-Kandidatin wiegen schwer und vermasseln ihr den Sprung ins Kanzleramt. Stand heute, wo es darum geht, ob die Grünen nun endgültig die Fassung und ihre politische Korrektheit verlieren, weil sie sich im Gerangel um Kritik und Beschimpfung vollends in parteipolitischen Streitereien aufreiben. Verschwörungstheorien, Diffamierungen, niveaulose Formulierungen und Verbal-Ausraster bestimmen mittlerweile die Tonalität im Ringen um die vielen Rechtfertigungen und die Gunst der Wähler, die mehr und mehr Abstand vom Auftritt der Grünen-Partei und ihres Wahlprogrammes nehmen.

Es gibt sogar die Vermutung, dass die Grünen Annalena Baerbock sogar noch austauschen und durch Robert Habeck ersetzen könnten. Denn die Spitzenkandidatin ist schwer in der Krise. Die letzte Buch-Veröffentlichung, die Plagiats-Vorwürfe, Zahlungen, die nicht korrekt angegeben wurden als auch Passagen aus ihrer Vita, die Tatsachen verändern und Fakten verfälschen – das alles beschädigt ihren einst guten Ruf und bringt die Partei-Kampagne ins Wanken. Ein Robert Habeck allerdings kann ihren Platz nicht adäquat übernehmen, hat er selbst doch Defizite bei Fachthemen, in der Rhetorik und bei außenpolitischen Themen wie der Ukraine-Politik.  Kanzler/in werden ist schon schwer, aber Kanzlerin sein, noch viel mehr! In dem Punkt kann man Angela Merkel bei aller Kritik tatsächlich auch eine gehörige Portion Lob und Anerkennung zollen. Dafür, wie sie sich gegen viele Widerstände durchgesetzt hat. Sachlich, souverän und selbstbestimmt. Davon ist Baerbock meilenweit entfernt. Und noch einmal: Es geht am Ende um das Kanzleramt, es geht nicht um einen Parteivorsitz oder irgendein hohes politisches Amt. Es geht um die „Königs-Disziplin“.

Der SPIEGEL kommentiert die Plagiatsaffäre und das Buch von Baerbock folgendermaßen: „Ein Sargnagel für ihre Kandidatur. Die neuerlichen Vorwürfe sind deshalb verheerend, weil sie die bereits angeschossene Kandidatin wieder an ihrer verwundbarsten Stelle treffen: dem Charakter.“ Denn mit der „Selbstverpflichtung für eine fairen Bundestagswahlkampf“ und dem Abschwören von „persönlichen Diffamierungen“ haben die Grünen seinerzeit die Mess-Latte ziemlich hochgelegt, wo sie jetzt allerdings gar nicht mehr „Gentleman-like“ den Verbal-Hammer herausholen und auf alle einprügeln, die ihnen kritisch entgegenkommen. So wie Oliver Krischer, der als Fraktionsvize gegen den Konkurrenten Armin Laschet ausgeteilt hatte und ihm vorwarf, dass dessen Politik überall auf der Welt Menschenleben kosten würde. Solche charakterlichen Entgleisungen fallen am Ende auf Baerbock zurück. Keinen Deut besser ist Jürgen Trittin, der Alt-Grüne aus den 90er Jahren, der eine absurde Idee einer von den Medien gesteuerte Kampagne gegen Baerbock vermutet. Den Plagiats-Vorwurf wollte auch er nicht bestätigen, sondern faselte von einer belanglosen „Werbeschrift“ über die es keinen Sinn mache, lange darüber zu sprechen. Oh Mann, wenn das die Zukunft in Deutschland sein soll, wie auf unterstem Niveau gestritten und gehetzt wird, dann sieht die nächste Zeit düster aus. Deutschland kann es sich nicht leisten, Leute in den innen- und außenpolitischen Kampf zu schicken, die sich selbst nicht im Griff haben, die Kompetenz und Expertise vermissen lassen und die als Führungspersönlichkeit keinerlei Nachweis erbracht haben. Doch solange sich die Grünen selbst dezimieren und ihre hohen Ambitionen zu Grabe tragen, indem sie für reichlich Entsetzen und Bestürzung im Land sorgen, braucht man sich keine Gedanken zu machen, dass die Wahl zu einem Debakel wird.