Mitarbeiter der BaFin handelten mit Wirecard-Aktien

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Ein milliardenschweres Finanzloch. Vorstandsmitglieder in Untersuchungshaft oder auf der Flucht und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wusste von nichts. Die Zahlen des Bundesfinanzministeriums belegen jedoch, dass einige Mitarbeiter der BaFin in den letzten Monaten vor der Pleite vermehrt mit den Wertpapieren des DAX-Unternehmens gehandelt hatten.

Mit der Insolvenz des DAX-Unternehmens Wirecard kam der größte Finanzskandal in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik ans Licht. Neben den Ermittlungen gegen die Vorstandsmitglieder des Finanzdienstleisters gerieten auch die Prüfer der BaFin ins Visier der Ermittler, denn der Finanzskandal endete lange nicht mit der Aufdeckung unrechtmäßiger Geldströme und dubioser Drittpartnergeschäfte. Die Frage, wie Wirecard jahrelang die Bilanzen vor den Augen der Finanzaufsicht verschleiern konnte offenbarte erst die Reichweite des Wirecard-Skandals. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass britische Medien bereits seit mehreren Jahren über die finanziellen Ungereimtheiten berichtet hatten, rückte die deutsche Finanzpolitik in den Fokus der Kritiker.

Die Wirecard AG hatte vier Vorstände, bevor das Unternehmen Ende Juni zusammenbrach und Insolvenz anmelden musste. Die Begründung: Laut Aussagen des Unternehmens drohen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung. Seitdem bestimmt Insolvenzverwalter Michael Jaffé im Landgericht München das weitere Verfahren. Der Gründer und ehemaliger CEO, Markus Braun, ist eine Schlüsselfigur im Bilanzskandal und wurde zunächst in Untersuchungshaft genommen und muss sich nun vor Gericht verantworten. Aber auch Jan Marsalek, der vor allem für die operativen Geschäfte des Unternehmens tätig war, wird international gesucht und derzeit in Russland vermutet. Neben Braun und Marsalek vermutet der ermittelnde Staatsanwalt seit Juli, dass auch Finanzchef Alexander von Knoop und Produktvorständin Susanne Steidl in die Wirecard-Affäre involviert waren. Der Vorwurf lautet Bilanzfälschung, Marktmanipulation und Betrug. Laut „Handelsblatt“ ermitteln die Beamten nun auch wegen mutmaßlicher Untreue. Der Staatsanwalt hat sich bisher noch nicht zum Stand der Ermittlung geäußert. Solange jedoch keine konkreten Beweise vorliegen, gehen die Vorstandsmitglieder ihrer Arbeit wie gewohnt nach. Zu den Vorwürfen geäußert haben sie sich bislang nicht.

Zusätzlich zu möglichen Betrugsfällen im Vorstand kam nun heraus, dass einige BaFin-Beschäftigte in den Monaten vor der Insolvenz verstärkt mit Aktien des Zahlungsabwicklers gehandelt haben sollen. Zu diesem Schluss kam das Bundesfinanzministerium und legte die Zahlen „Capital“ vor. Demnach machten die Geschäfte mit den Wertpapieren von Wirecard in der ersten Jahreshälfte 2,4 Prozent aller Geschäfte der BaFin-Mitarbeiter mit Aktien und Aktienderivaten aus. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil deutlich gestiegen. 2019 betrug der Anteil der Geschäfte mit Wirecard-Aktien nach Angaben des Bundesfinanzministerium nur 1,7 Prozent. Damit gerieten seit der Insolvenz vor allem die BaFin und Finanzminister Olaf Scholz (SPD) ins Kreuzfeuer der Kritik.

Die Zunahme des Handels mit Wirecard-Wertpapieren begründete das Ministerium mit den vermehrten Schwankungen des Aktienkurses ausgelöst durch die kritische Berichterstattung und den Ad-hoc-Meldungen des Unternehmens. Im Vergleich zum Handel mit Aktien anderer DAX-Konzerne seien diese „nicht ungewöhnlich beziehungsweise nicht auffällig“, so das Bundesfinanzministerium. Weiterhin hatten 2019 und in der ersten Jahreshälfte 2020 rund 20 Prozent der BaFin-Mitarbeiter private Finanzgeschäfte angezeigt. Diese seien alle von den Vorgesetzten genehmigt worden, sodass bestätigt wurde, dass zu den privaten Finanzgeschäften keine Kenntnisse über Insiderinformationen vorlagen. In Bezug auf Geschäfte in Aktienderivate des Finanzkonzerns seien 58 Prozent Erwerbe und 42 Prozent Veräußerungen gewesen. Inwieweit BaFin-Beschäftigte durch Leerverkäufe auf Kursverluste gewettet haben, kann nicht festgestellt werden, da keine Informationen dazu vorlägen.

Dennoch ist die BaFin noch nicht frei von Schuld. „Auch wenn kein verdächtiges Verhalten festgestellt werden konnte, sollten mit Blick auf Wirecard auch die internen Compliance Prozesse der BaFin genau geprüft werden“, teilte Grünen-Finanzpolitiker Bayaz mit.                  

Der Finanzskandal um den Kreditkartenabwickler Wirecard jedenfalls ist die Geschichte eines kollektiven Versagens in Deutschland, wo wieder einmal die Verantwortung von A nach B deligiert wurde und niemand am Ende zuständig oder auch verantwortlich ist. Tausende Aktionäre wurden durch diese Fahrlässigkeiten um ihr Geld, teilweise um ihr Vermögen gebracht. Dafür sollte man neben EY (Ernst & Young) auch die Bundesregierung und die BaFin zur Verantwortung ziehen.