Gastinterview mit Berliner Notar Tobias Scheidacker

Moin und herzlich willkommen beim Unternehmer Podcast. Mein Name ist Wolfgang Patz. Ich bin Podcast Experte und Gastgeber dieses Formats. Ich bin selbst Mitglied beim BNI-Chapter Wolf und habe es mir zur Aufgabe gemacht, andere Unternehmerinnen und Unternehmer zu interviewen und ihre größten Erfolgshebel, aber auch vermeidbare Fehler als Unternehmer ans Tageslicht zu bringen, damit ihr diese Insights für euer Business nutzen könnt. Heute habe ich Tobias Scheidacker zu Gast bei mir. Tobias Scheidacker ist Notar und Fachanwalt für Immobilien- und Mietrecht, oder?

So ähnlich für Miet- und Wohnungseigentumsrecht ist die richtige Bezeichnung.

Tobias ist auch Mitglied im Chapter Wolf. Wir sitzen hier im SAP Data Space am Hackeschen Markt und haben gerade unser Frühstück hinter uns. Und jetzt wird Tobias interviewt.

Ja, danke.

Tobias, die Frage, wo wir gerade sitzen, habe ich ja schon selbst schon beantwortet. Sag doch mal bitte ein paar kurze Sätze über dich. So, wo du herkommst, zur Familie.

Ich komme aus der DDR. Meine Familie ist kirchlich geprägt. Mein Vater war Pfarrer. Das heißt, die humanistischen Werte, die habe ich tief verinnerlicht als Kind. Heute arbeite ich als Notar in Berlin mit einer eigenen Kanzlei. Das ist ja auch so was wie ein Unternehmen. Deswegen fühle ich mich hier im Unternehmerkreis auch total wohl und stelle fest, dass wir viele Themen haben, die sich decken. Jeder Unternehmer denkt darüber nach, wie er seine Firma organisiert, wie er mit Personal umgeht, wie er die Liquidität plant, wie er wachsen kann, wie er sicherstellt, dass es auch weiterhin funktioniert und wie er seine Produkte platziert. Ich finde es total spannend, mich auf Augenhöhe mit Unternehmern aus ganz anderen Branchen, aber doch zu den gleichen Themen, unterhalten zu können.

Dann würde ich jetzt gerne von dir deinen Pitch hören, den du heute Morgen hier vorgetragen hast, bei den Wölfen.

Ich habe gesagt: „Ich bin Notar in Berlin.“ Und habe dann zum Immobilienmarkt gesprochen. Denn ich meine, wir haben jetzt August 2023 und ich meine, dass im Moment die beste Zeit ist, Immobilien zu kaufen, die ich in den letzten 15 Jahren gesehen habe. Man kann so gut über Preise verhandeln, wie man das lange nicht konnte. Und ich sehe in meinen Beurkundungen, dass Kaufpreise gezahlt, also vereinbart werden, die ich lange nicht gesehen habe. Also wer drüber nachdacht, eine Immobilie zu kaufen, der ist jetzt glaube ich richtig. Die Profis machen das inzwischen auch wieder.

Was hast du nach deinem ersten BMI Frühstück gedacht? Kannst du dich noch erinnern, wann du beim ersten Frühstück warst und was du dir anschließend gedacht hast?

Ja, ich war total begeistert. Ich bin zum BNI gekommen, weil ich bei einem anderen BNI-Mitglied in einem anderen Chapter Seminarräume anmieten wollte. Ich habe mir die Räume angeschaut und habe festgestellt: „Nee, das sind doch nicht die Räume für mich“ – und habe dem abgesagt. Normalerweise ist die Reaktion, wenn man jemandem absagt: „Na okay, danke, war trotzdem nett.“ Der hat aber was anderes gemacht. Er hat gesagt: „Okay, ich kenne einen anderen Anbieter für Räume und den würde ich dir gerne weiterempfehlen. Schau dir doch die mal an.“ Das war für mich total ungewohnt, dass jemand nicht sein eigenes Geschäft in den Vordergrund stellt, sondern das von jemand anderem. Dann sind wir ins Gespräch gekommen darüber und er hat mich zu seinem Frühstück mitgenommen. Und da habe ich kennengelernt, wie genau das läuft, dass man zwar selber sagt, wer man ist und was man macht und was man sucht, aber dass man im Grunde den Fokus darauf legt, wie ich den anderen weiterhelfen kann bei ihrem Geschäft? Und das hat mich begeistert. Ich habe noch am Ende des Frühstücks einen Aufnahmeantrag unterschrieben. Ich fand das super. Und dann musste ich erst mal gucken, bei welchem Chapter komme ich denn unter? Am Ende bin ich bei den Wölfen gelandet, weil wir sind einfach das coolste Chapter überhaupt.

Und wie lange bist du denn schon bei den Wölfen?

Ich glaube, das sind jetzt sechs Jahre.

Also quasi schon fast ein Urgestein. Ich Die Wölfe sind jetzt sieben Jahre alt, oder?

Ja, ich kam relativ bald nach der Gründung dazu. Also ich war kein Gründungsmitglied, aber so ein halbes oder ein Jahr nach der Gründung war ich dabei.

Okay, hast du eine Erfolgsgeschichte, die du mit BNI verbindest für mich parat?

Das Spannendste war für mich, dass das BNI-Netzwerk nicht nur für das berufliche Vorankommen interessant ist, sondern gerade auch für alles andere. Ich hatte zum Beispiel einmal die Situation, da wollte mein Sohn in der neunten Klasse ein Schüler-Praktikum machen und nichts von dem, was ich ihm angeboten habe, fand er interessant, sondern er kam dann zu mir und sagte: „Papa, ich würde gerne ein Praktikum im Bundestag machen.“ Ich kannte aber niemanden im Bundestag. Und dann habe ich mich hier beim Frühstück hingestellt und habe gesagt: „Leute, ich suche einen Praktikumsplatz im Bundestag für meinen Sohn. Kennt da jemand wen?“ Und dann gingen fünf Arme hoch. Das habe ich überhaupt nicht erwartet. Und am Ende hat mein Sohn tatsächlich auch über so einen Kontakt dort in einem Abgeordnetenbüro zwei Wochen lang sein Praktikum machen können und hat so ein bisschen Einblick bekommen können.

Das bestätigt ja auch wieder dieses, „man soll so konkret wie möglich sein beim BNI“. Oftmals stellt man sich die Frage: „Wer könnte für dich eine perfekte Empfehlung sein?“ Dass du so konkret und detailliert wie möglich gesagt hast, was du suchst, das scheint wirklich aufzugehen. Okay, warum hast du dich entschieden, Unternehmer zu werden? Du hättest ja auch sagen können, als Notar oder als Rechtsanwalt, du machst es dir einfach und bist irgendwo angestellt, aber du hast ja bewusst dazu entschieden, irgendwie Verantwortung, unternehmerische Verantwortung zu haben. Warum?

Das war eine Reise. Ich war tatsächlich die ersten anderthalb Jahre meines Berufslebens angestellter Rechtsanwalt. Dann rief mich mein ehemaliger Referendar-Ausbilder an und sagte, er verlegt seine Kanzlei vom Stadtrand mitten nach Berlin. Dort wäre jetzt ein Platz frei, den übernehmen könnte. Dann bin ich sechs Wochen oder acht Wochen im Kreis gelaufen und habe darüber nachgedacht, ob ich mich traue, aus der Sicherheit einer Festanstellung in das Unbekannte zu springen. Und ich dachte mir, wenn ich das nicht versuche, werde ich mich mein Leben lang fragen, ob ich es hätte machen sollen. Das war der Gedanke, der mich dazu motiviert hat, es zu versuchen. Und dann bin ich ohne Geld, ohne Kontakte und auch ohne Personal als Untermieter in eine andere Kanzle und habe versucht ein Büro aufzubauen, habe Seminare angeboten, habe versucht mich bekannt zu machen. Das hat auch relativ gut funktioniert, erstaunlicherweise. Im Laufe der Zeit wuchs dann das Team. Also erst eine Auszubildende, dann eine Mitarbeiterin, dann ein Partner, also ein Kollege als Partner, dann die nächsten Mitarbeiter. Inzwischen arbeiten für mich acht Leute in fester Anstellung. Wir sind ein tolles Team. Das macht unheimlich viel Spaß und ich kann mir nichts besseres vorstellen, als eine Firma aufzubauen. Am Ende ist eine Anwaltskanzlei oder Notariatskanzlei ja ein Unternehmen. Ich kann mir nichts besseres vorstellen als ein Unternehmen zu bauen, was auf mich zugeschnitten ist und wo ich total gerne arbeite und wo alle, die da sind, total gerne arbeiten.

Alle, die dich schon etwas länger kennen, die haben dich ja zuerst als Rechtsanwalt auf dem Schirm. Jetzt seit kurzer Zeit bist du auch Notar. Was war da für dich die strategische Entscheidung, warum jetzt Notar?

Ja, in Berlin ist man notwendigerweise beides. Also man muss Anwalt sein, um Notar werden zu können, auch eine gewisse Dauer. Man muss extra Prüfung bestehen und so weiter. Also es ist ein Weg. Für mich war es der Wunsch nach einer Weiterentwicklung. Ich war 20 Jahre Immobilienanwalt, 15, 16 Jahre Jahre Immobilienanwalt und hatte tatsächlich jede Ecke des Immobilienrechts außerhalb des Notariats schon gesehen. Notariat ist viel mehr als das. Das geht ins Gesellschaftsrecht, das geht ins Recht der Vorsorge, also Testamente und Erbverträge. Da ist Familienrecht mit dabei. Also es ist viel weiter als das, was ich vorher gemacht habe. Und der Beruf macht unheimlich Spaß. Man hat Verantwortung, man kann gestalten, man kann Menschen weiterhelfen, die am Ende alle glücklich am Tisch sitzen. Also man streitet nicht die ganze Zeit. Es ist einfach ein schöner Beruf, den mache ich unheimlich gern.

Okay, und wenn du noch mal starten könntest, würdest du dasselbe wieder machen?

Ich würde wahrscheinlich noch ein bisschen früher Notar werden und ich glaube, ich würde wahrscheinlich noch früher anfangen mit Netzwerken. Ich konnte das relativ lange nicht. Meine Familie hat Netzwerken sozusagen im kirchlichen Rahmen betrieben, aber nicht im unternehmerischen Rahmen. Und ich war relativ schüchtern als junger Mensch, musste das erste Mal lernen. Es hat sehr lange gedauert. Ich glaube, ich würde früher zum BNI gehen und ich würde mir früher diese Netzwerkfähigkeiten aneignen, die mir heute so weiterhelfen.

Jetzt komme ich eigentlich zum Herzstück einer jeden Präsentation. Und zwar sind das deine größten Learnings und deine größten Fehler als Unternehmer, die du gemacht hast?

Ja, also im Grunde ist mein Unternehmensaufbau relativ gut verlaufen. Ich glaube, ich habe an den meisten Stellen die richtigen Weichenstellungen getroffen. Wie gesagt, ich würde früher anfangen mit Netzwerken, denn das ist am Ende das, was einen trägt. Ich dachte in den ersten Jahren immer, der Erfolg unterscheidet sich an der Qualität der Arbeit. Also wollte ich immer der Beste sein in dem, was ich tue. Das will ich auch immer noch. Aber ich habe festgestellt, dass das nicht der Grund für wirtschaftlichen Erfolg ist, sondern neben dem „man möchte der Beste sein“, ist eben wichtig, dass die Leute das auch wissen und dass man die Leute kennt. Das ist etwas, was ich schon als Fehler bezeichnen könnte, dass ich das anfangs nicht erkannt habe und darauf nicht den Schwerpunkt gelegt habe.

Und dann war ein weiterer Fehler möglicherweise, dass ich anfangs dachte, ich könnte es vielleicht nicht ganz alleine, sondern immer versucht habe, mich an andere anzulehnen, die dann auch versucht haben, sich an mich anzulehnen. Also ich glaube, wenn man Unternehmer sein möchte, dann sollte man auch das Selbstbewusstsein und das Rückgrat haben zu sagen, das kann ich auch. Andere dürfen sich an mir orientieren, aber ich kann das. Heute weiß ich das.

Und das Dritte ist vielleicht, dass ich lange den Schwerpunkt auf den Beruf gelegt habe und nicht so sehr auf das Geschäft. Das muss man ja auch erstmal differenzieren. Wenn man Freiberufler ist, als Rechtsanwalt oder Notar, dann geht es immer darum, dass man selber Dinge tut, die anderen weiterhelfen. Man schreibt Klagen oder man macht Vergleiche oder man verhandelt oder macht Verträge. Aber das ist meine berufliche Tätigkeit. Das Geschäft ist ja tatsächlich nicht darauf beschränkt, sondern für mich arbeitet auch eine Kollegin, eine Anwältin, die ist bei mir angestellt. Sie hält mir einerseits den Rücken frei, aber andererseits erwirtschaftet sie ja auch Erträge. Also wenn man in die Richtung denkt, dann ist es eben doch größer, als nur die berufliche Tätigkeit, die man selber hat. Und auch das habe ich relativ spät erkannt, dass man sich zutrauen kann zu wachsen und keine Angst haben muss.

Okay, was können die Leute, die dir jetzt gelauscht haben in den letzten zehn Minuten, was können die in den nächsten 24 Stunden für dich tun? Wie können sie dir helfen?

Ihr könnt mit mir ein Vier-Augen-Gespräch ausmachen. Und ich freue mich natürlich immer über Empfehlungen aus der Immobilienbranche. Immobilientransaktionen sind für mich spannend. Wie vorhin erwähnt, ich bin vom Herzen her sehr nah am Thema Daseinsvorsorge dran. Das kommt vielleicht auch ein bisschen aus dem kirchlichen Hintergrund. Also über Nachlass, über Testament, über Loslassen nachdenken, über was ist mir wichtig im Leben? Diese Dinge. Aber empfehlen geht ja nur, wenn man sich kennt und vertraut. Ansonsten kann man nicht empfehlen. Also lernt mich kennen und dann kann ich euch vielleicht auch empfehlen.

Tobias, eine letzte Frage an dich: Und zwar mit wem soll ich als nächstes sprechen aus dem BNI Dunstkreis?

Daniel Burgis wäre unheimlich spannend.

Okay, Daniel, I want you. Tobias, vielen lieben Dank.