Das Ende des Verbrennungsmotors ist entschieden

Ab 2035 sind in der EU keine Verbrennungsmotoren in der Produktion mehr zulässig. Der entsprechende Gesetzesentwurf wurde von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgestellt. Für Diesel und Benzin gibt es somit ein Ablaufdatum. Die EU will mit dem neuen Gesetz einen weiteren Schritt zur Erreichung der Klimaneutralität 2050 machen.

Das umstrittene Datum zum Austritt der Verbrennungsmotoren steht endlich fest. 2035 – von da an dürfen in der Europäischen Union keine Autos mehr mit Verbrennungsmotoren produziert werden. Der Vorschlag kam bereits vor einigen Wochen von Kommissions-Vizepräsident Frans Timmermans. Doch das Datum erschien mehreren Kommissaren zu ambitioniert. Rund ein Drittel der insgesamt 27 Kommissarinnen und Kommissaren waren gegen das Datum. Ein Entschluss rückte damit zunächst in weite Ferne, das die EU-Kommission nur einstimmig beschließt. Doch die Kommissionspräsidentin stellt nun ihr Gesetzespaket vor: Ab dem Jahr 2035 sollen alle Neuwagen emissionsfrei betrieben werden. Die Produktion von Verbrennungsmotoren ist nicht mehr zulässig. Bis 2030 soll zudem der Ausstoß von Treibhausgasen um insgesamt 55 Prozent reduziert werden. Von der Leyen plant, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen.

Keine einfache Umstellung, wenn bedacht wird, dass Verbrennungsmotoren die Automobilindustrie dominieren. Insbesondere Deutschland, mit rund 800.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in der Automobilbranche, ist von der Umstellung stark betroffen. Inwieweit und wie viele der Arbeitsplätze von dem neuen Gesetz beeinflusst werden, ist noch nicht berechnet worden. Laut einer Ifo-Studie im Auftrag ds VDA stehen mit der Transformation zur E-Mobilität bis zu 221.000 Jobs in der Automobilbranche auf dem Spiel. Mit dem Anstieg der Elek­tromobilität stünden 2025 „zwischen 29 Prozent und 36 Prozent der betroffenen Beschäftigten zur Disposition“. Deshalb sei laut von der Leyen wichtig, den Herstellern Planungssicherheit zu gewährleisten. „Wie sie ihre Produktion verändern, bleibt den Herstellern aber selbst überlassen“, so die Kommissionschefin.

BMW-Chef Oliver Zipse ist positiv eingestellt und verteidigt das Ziel der „Technologieoffenheit“. Elektroautos sind nicht einzig und allein für den Erfolg und Fortbestand des Automobilherstellers verantwortlich. Der Konzern wird auch weiterhin Verbrennungsmotoren produzieren. Nicht jedoch für den europäischen Markt, sondern außerhalb.

Auch der Hersteller Audi hat mit der Produktion von emissionsfreien Neuwagen bereits begonnen. Seit Juli 2020 stellt der VW-Konzern am Standort Zwickau nur noch elektrische Modelle her. Geplant sind insgesamt 330.000 Neuwagen pro Jahr. Die damit verbundenen 8.000 Arbeitsstellen sind somit gesichert. Der Umstieg auf E-Fahrzeuge wirkt sich nicht nur positiv auf die Umwelt aus. Der Kurs der VW-Aktie ist seit Jahresbeginn um 40 Prozent gestiegen. Volkswagen hat also die nötige Größe, die Kostenvorteile und die Vertriebsmacht, um sich auch im Zeitalter der E-Mobilität durchzusetzen.

Doch Audi ist nicht der einzige Automobilhersteller, der Deutschlands globale Vormachtstellung in der Branche sichert. Schaffen es neben VW auch andere Hersteller wie BMW oder Mercedes sich im Zeitalter der E-Mobilität durchzusetzen? Die Prognose ist gut. Es wurden bereits Investitionen in Milliardenhöhe getätigt, um die E-Mobilität zu fördern und voranzubringen.

Problematisch ist allerdings, dass emissionsfreie Autos in vielen Regionen zu teuer in der Anschaffung sind. Kritiker warnen vor der den Folgen für Zulieferer. Auch der Branchenverband VDA macht auf mögliche negative Folgen aufmerksam. Das faktische Verbot von Verbrennungsmotoren betreffe auch Hybride und leichte Nutzfahrzeuge und sei deshalb „innovationsfeindlich und das Gegenteil von technologieoffen“. Zudem sei die beschleunigte Transformation bis 2035 vor allem für viele Zulieferer kaum zu bewältigen, erklärte die Verbandschefin Hildegard Müller. Sie warnte zudem vor „erheblichen Folgen für die Arbeitsplätze“.

Geplant ist, dass künftig nur noch emissionsfreie Neuwagen am Straßenverkehr teilnehmen sollen. Dazu zählen laut der EU nicht nur Elektroautos, sondern auch Wasserstoff-betriebene Wagen oder andere klimaneutrale Antriebe. Ob und inwieweit dabei der CO2-Ausstoß bei der Herstellung der emissionsfreien Neuwagen einbezogen wird, ist aktuell noch nicht bekannt. Neben der Autobranche soll der Emissionshandel auf weitere Bereiche ausgeweitet werden, wie etwa erneuerbare Energien.