Schweden in der Corona-Krise: Gibt es einen Gewinner?

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Schwedens Umgang mit der Corona-Krise wird von Anfang an von der einen Seite stark gelobt und von der anderen stark kritisiert. Schulen, Kindergärten, die Gastronomie und der Verkaufsbetrieb blieben, anders als in anderen europäischen Ländern, weitestgehend geöffnet. Kein Lockdown, keine Maskenpflicht, lediglich ein Verbot von Großveranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmenden wurde verhängt. Bis jetzt verzeichnet das Land mehr als 85.000 Infizierte von denen rund 6000 gestorben sind. Bei einer Einwohnerzahl von nur 10 Millionen Menschen sind das hohe Werte. Hat sich dieser Umgang mit der Krise wenigstens wirtschaftliche gelohnt, oder gibt es gar keinen Gewinner in Schwedens Umgang mit dem COVID-19 Virus?

Vor allem Senioren und Seniorinnen leiden unter der Untätigkeit von Schwedens Regierung. Knapp 3000 Tote, also die Hälfte der Gesamtzahl aller Infizierten, sind Menschen, die vorher in Altersheimen gewohnt haben. Die Gewerkschafterin Anna Skarsjö sagte dem NDR bereits im Mai: „Das größte Problem ist, dass es nicht genügend Schutzausrüstung gibt. Und es gibt nicht ausreichend Personal, um sicherzustellen, dass wir die Krankheit so begrenzt wie möglich halten“. Zum Sommer hin habe sich die Lage aber verbessert, denn die Fallzahlen gingen auch in Schweden zurück. Doch trotz der wenigen Einschränkungen hat auch die schwedische Wirtschaft stark gelitten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ging „zwischen April und Juni um 8,6 Prozent im Vergleich zum vorangegangenen Quartal zurück“, so die tagessschau. Zum Vergleich: In Deutschland ging das BIP rund 10 Prozent zurück. Einen großen Unterschied zu Deutschland, einem Land welches massive Ausgangssperren und Einschränkungen erlebt hat, gibt es also nicht wirklich. Auch in Schweden leiden die Tourismusbranche und die verschiedenen Kulturschaffenden stark, die sich von der Regierung nicht unterstützt fühlen. Anders Tegnell, der schwedische Staatsepidemiologe und Mediziner, bestätigte, dass Hilfsprogramme für die Arbeiter*innen in diesen Bereichen geprüft werden sollen. Viele Bürgerinnen und Bürger fühlen sich von der Regierung alleine gelassen. Während der gesamten Pandemie wurde an die eigene Vernunft und Verantwortung der Schweden und Schwedinnen appelliert. Es gab keine Verbote oder Regelungen, sondern lediglich die Empfehlung für Abstandsregeln und das Tragen von Masken. Ilona Kickbusch, die Gründerin des Global Health Center und eine Beraterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sagte dem NDR, dass aber auch der schwedische Weg im Umgang mit dem Coronavirus nicht von vorherein als falsch abzustempeln sei: „Was wir jetzt in der Öffnungsphase machen, hat Schweden konsequent durchgemacht“.

Auch in Schweden wird auf die zweite Welle der Infizierten gewartet. Ende August ging man davon aus, dass es langsam wieder zu steigenden Fallzahlen kommen würde, doch wie sich herausstellte, haben rund 3700 Schweden und Schwedinnen ein falsches Corona-Test-Ergebnis bekommen. Alle wurden positiv getestet, obwohl sie selbst keine Infektion verzeichnen konnten. Die Personen, die sich haben testen lassen, klagten alle nur über milde Symptome. Die Fehlergebnisse wurden in zwei Laboren festgestellt, in denen Corona-Schnelltests aus China verwendet wurden. Bei einer Pressekonferenz wurden diese Tests stark kritisiert und im Allgemeinen als mangelhaft betitelt. Durch diesen Vorfall wird sich Schwedens Corona-Statistik noch einmal stark verändern.

Auch größere Veranstaltungen sollen in Schweden wieder möglich sein. Bis zu 500 Zuschauer*innen sollen künftig bei Events zugelassen werden, solange sie einen Meter Abstand halten. Auch Reisen ist in und nach Schweden recht unkompliziert. Für EU-Bürger*innen sind die Grenzen offen und es ist möglich mit dem Flugzeug, Fähre oder dem Auto in das Land einzureisen. Das Auswärtige Amt hat wegen der sinkenden Infektionsrate die Reisewarnung Mitte Juli aufgehoben. Einige Museen und Freizeitparks sind zwar geschlossen, aber Hotels und Campingplätze sind geöffnet.

Einen Gewinner gibt es in Schwedens Umgang mit der Coronakrise wirtschaftlich gesehen nicht. In Bezug auf die hohen Totenzahlen zu Beginn der Pandemie gibt es auch menschlich gesehen wenig, was durch die lockere Art und Weise geschützt wurde. Das einzige was nicht gelitten hat ist die Freiheit der vor allem jungen Bürger*innen, tun und lassen zu können, was sie wollen.  Ob sich die schwedische Regierung damit einen Gefallen getan hat, den Umgang mit der Pandemie eher liberal statt konsequent eingeschränkt zu handhaben, wird die nächste Zukunft zeigen.