Deutschland hat Angst vor der totalen Wirtschaftskrise

Es ist die Angst vor der fortschreitenden Inflation und es werden Erinnerungen wach an die Zeit um 1973, als die OPEC-Staaten die Öllieferungen stark drosselten – ähnlich wie der Gas-Engpass, den Russland uns heute diktiert. Dass wir weniger heizen können, unser Warmwasser rationieren müssen und wegen Lieferengpässen nicht genug zu Essen haben, dass wollen viele nicht wahrhaben. Aber die Realität zeigt es deutlich: Es kommen hohe Gas- und Heizkostenrechnungen auf uns zu, und die Inflation ist auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren. Bedeutet, dass das Geld immer weniger wert wird und die Kaufkraft sinkt. Derartige Einschränkungen, wie sie die Politik jetzt von uns verlangt, sind wir nicht gewohnt.

Schon in den 20er Jahren erlebten die Menschen eine Weltwirtschaftskrise und Deutschland die Hyper-Inflation, als Inflationsraten bei mehr als 50 Prozent lagen. Mittlerweile importieren wir mehr, als wir exportieren und der Euro verliert zum US-Dollar mit einem Niveau von 1:1. Wo soll das noch hinführen, wenn weniger produziert wird und die Lieferketten zusammenbrechen? Die Ukraine war sozusagen die Kornkammer Europas, doch durch den Krieg wird Getreide und Gemüse knapp. Seit Beginn des Kriegs in der Ukraine sind insbesondere die Preise für Energie merklich angestiegen und beeinflussen die hohe Inflationsrate erheblich: Wir können fürs gleiche Geld weniger einkaufen bzw. müssen mehr für die gleiche Menge bezahlen. So stiegen die Energiepreise im Juni 2022 um 38,0 % gegenüber dem Vorjahresmonat und damit in einem ähnlichen Ausmaß wie in den Vormonaten. Auch die Preise für Nahrungsmittel stiegen mit +12,7 % überdurchschnittlich. Anders als heutzutage, wo immer neues Geld gedruckt wird, setzte man in den 70er-Jahren auf eine Politik des knappen Geldes. Außerdem wurde die D-Mark aufgewertet und konnte so den Inflationsdruck der Weltmärkte abwehren. „Heute gibt es aber keine autonome Bundesbank mehr, die die Inflation nach Gesichtspunkten der deutschen Volkswirtschaft bekämpfen könnte“, so Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe. Dennoch gehen Experten davon aus, dass 2023 die Inflationsrate halbiert und danach wieder bei 2,3 Prozent ankommen wird. Dafür muss aber unsere Konjunktur erst wieder anziehen.

Mittlerweile gibt es bei vielen Deutschen die Überlegung, den Winter im warmen Ausland, wie z.B. in Tunesien zu verbringen, um der Heizkostenexplosion zu entfliehen und um nicht frieren zu müssen. Für 900 Euro kann man im Monat auf Djerba gut im Hotel mit Vollpension leben und dazu das sonnige Wetter genießen. Insgesamt 3 Monate darf man ohne Visum in Tunesien leben und urlauben, danach bricht dann Ende März bald bei uns der Frühling an, und es wird wärmer. Schlimm genug, dass die verwöhnte Bevölkerung überhaupt auf solch ein Krisenszenario eingestimmt werden muss, aber die Gas-Krise wurde lange vor dem Ukraine-Krieg angezettelt. Zumindest wenn man der „Washington Post“ glauben kann, hat Angela Merkel die Abhängigkeit von Putin und seinem Gas durch den beschlossenen Atomstrom-Ausstieg zum Ende 2022 zu verantworten. Unverständlich in diesem Zusammenhang ist, dass in der Krise immer noch über eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten diskutiert wird, anstatt diese durchzuboxen. Auch eine Debatte über neue Atomkraftwerke wird mittlerweile geführt, wenn es nach der Empfehlung von Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf geht. Nur so könne man einem Strom-Kollaps entgehen. Alleine die Anzahl der von Privatpersonen neu gekauften Heizlüfter wird den Stromverbrauch im Winter massiv ansteigen lassen. Wer den Strom dann reduzieren will, macht sich die ganze Bevölkerung zum Feind.