Altersvorsorge: Jeder Zweite wünscht sich Nachhaltigkeit

Laut einer aktuellen Verbraucherumfrage sind jedem zweiten Deutschen Nachhaltigkeitskriterien bei der Altersvorsorge wichtig. Produktanbieter, Finanzberater und Vermögensverwalter sollten den Zukunftstrend nicht verschlafen. Ein eingeschränktes Produktangebot und ein Mangel an Transparenz erschweren allerdings die Auswahl. Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH, plädiert für mehr Innovationen.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Mai 2020 eine repräsentative Befragung von insgesamt 8.604 Personen zum Thema Altersvorsorge durchgeführt. 47,5 Prozent aller Teilnehmer gaben an, dass ihnen „soziale, umweltbezogene und ethische Kriterien“ bei der Auswahl von Produkten für die Altersvorsorge wichtig seien. 60 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Wahrung von Menschenrechten berücksichtigt werden müsse. Nur ein Drittel der Befragten gaben an, dass ihnen diese Kriterien unwichtig seien. Jeder Fünfte zeigte sich „unentschieden“.

Sven Thieme, Competent Investment Management

Vor allem Frauen ist es wichtig mit ihrer Altersvorsorge keine Unternehmen zu unterstützen, die international geächtete Waffen produzieren oder mit dem Bau von Kohlebergwerken den Raubbau an der Natur forcieren. Von 50 Prozent aller weiblichen Befragten wurde das Kriterium „Nachhaltigkeit“ als wesentlich erachtet. Hingegen gaben 43 Prozent aller befragten Männern an, Nachhaltigkeitskriterien als wichtig zu erachten. „Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge ist von einem Nischenthema zu einem wesentlichen Entscheidungskriterium geworden“, kommentiert Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH, die Ergebnisse.

Besonders kritisch sehen die Teilnehmer der Civey-Umfrage den Zugang zu nachhaltigen Produkten sowie mangelnde Transparenz und Überprüfbarkeit. Die Branche sollte auf diese gesellschaftliche Veränderung schnell reagieren, ansonsten drohen innovative Neugründungen, das Thema zu besetzen. „Der hohen Nachfrage steht derzeit nur ein sehr begrenztes Produktangebot gegenüber. Hieraus ergeben sich große Chancen für disruptive Start-Up-Unternehmen“, sagt Altersvorsorgespezialist Sven Thieme.

Junge Menschen misstrauen Produktanbietern

Arbeitnehmern im Alter zwischen 18 und 30 Jahren ist nicht nur das Thema „Nachhaltigkeit“ besonders wichtig, die junge Generation hat auch das Vertrauen in die Produktanbieter weitgehend verloren. Mehr als 60 Prozent der Unter-30-Jährigen sieht sich zwar nicht genügend abgesichert, dennoch plant gerade einmal jeder Dritte in die private Vorsorge zu investieren.

Das Misstrauen gegenüber den Produktanbietern ist mit 40 Prozent Zustimmung das wichtigste Argument, welches diese Altersgruppe von der privaten Altersvorsorge abhält, gefolgt von fehlendem finanziellen  Spielraum (27 Prozent) und dem wahrgenommenen Mangel an attraktiven Angeboten (21 Prozent). „Die Branche ist durch mangelnde Innovationsbereitschaft dabei, eine ganze Generation als Kunden zu verlieren“, warnt Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH, eindringlich.

Vertrauensverlust ist hausgemacht

„Die Vertrauenserosion in die Finanz- und Versicherungsbranche ist weitgehend hausgemacht“, meint Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH. Die Branche habe es jahrelang versäumt adäquate Antworten auf das Niedrigzinsumfeld zu finden. Auf hohe Vertriebs-, Verwaltungs- und Management-Gebühren für Versicherungsmäntel, habe trotz mangelnder Verzinsung für die Kunden dennoch kaum ein Unternehmen verzichten wollen. In der Folge kam es zu einem Boom bei passiven und kostengünstigen Indexfonds, sogenannten ETFs.

Beim Thema Nachhaltigkeit können die Anbieter der beliebten Indexfonds allerdings auch nicht punkten. Die passiv-gemanagten ETF investieren breit gestreut, beispielsweise in die 500 größten Unternehmen der Welt, den Dow Jones oder DAX. „Kriterien wie Umweltschutz, Menschenrechte oder die Einhaltung sozialer Standards spielen bei dieser Art von Produkten keine Rolle“, sagt Sven Thieme, Geschäftsführer der Competent Investment Management GmbH.

Sachwerte als Altersvorsorge

Immer mehr Menschen suchen aus Frustration über die Angebote der Finanz- und Versicherungsbranche nach Alternativen für die Altersvorsorge. Neben selbst gemanagten ETF-Portfolios spielen Sachwerte eine immer größere Rolle. Die wichtigsten und beliebtesten Produkte im Sachwertbereich sind Immobilieneigentum – rund 50 Prozent aller Deutschen besitzen Wohnimmobilien zur Eigennutzung oder Vermietung – und Edelmetalle, insbesondere Gold. Statistisch gesehen besitzt jeder Bundesbürger 58 Gramm Goldschmuck und 71 Gramm Gold in Form von Barren und Münzen.

Insbesondere die Besitzer größerer Vermögen investieren bevorzugt in Wohnimmobilienbestände. Auch Gewerbe- und Handelsimmobilien waren lange beliebt, haben aber in der Corona-Krise die erheblichen Risiken dieser Asset-Klasse offenbart. Auch Wälder, Seen oder landwirtschaftlich genutzte Flächen zählen zu den alternativen Sachwerten, stehen aber wenig im Fokus privater Anleger. Investitionen in Kunst, Oldtimer oder Edelsteine finden ebenfalls ihre Freunde, benötigen allerdings sehr gute Fachkenntnisse und Expertise und sind daher für private Kapitalanleger keinesfalls zu empfehlen.